„Gemeinsame Mitte“: Lebensnahes Lernen und Begegnung im Quartier

Drei Mädchen bearbeiten Aufgaben am Tisch
Foto: Huckepack e. V. / J. Günzel

Inmitten von Striesen, dem bevölkerungsreichsten Stadtteil der sächsischen Landesmetropole, ist Huckepack e. V. beheimatet. Hervorgegangen aus einer Elterninitiative betreibt der freie Träger der Jugendhilfe seit rund drei Jahrzehnten das Montessori-Kinderhaus, in dem derzeit 100 Mädchen und Jungen, davon acht mit sonderpädagogischem Förderbedarf, ganztägig in vier altersgemischten Gruppen betreut werden. Die 1995 vom Trägerverein ebenfalls gegründete Freie Montessorischule Dresden mit aktuell mehr als 500 SchülerInnen verzeichnet seither ein beständiges Wachstum. Heute umfasst sie neben einer Grundschule mit Hort auch eine Ober- sowie eine Berufsschule und ein Berufliches Gymnasium mit den Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften sowie Gesundheit und Sozialwesen. „Hierdurch haben wir das große Glück, den Entwicklungsweg vom Kleinkind bis ins junge Erwachsenenalter individuell begleiten zu können“, so der Geschäftsführer Harry Vahle über den Werdegang der beiden reformpädagogischen Einrichtungen.

Ihr gemeinsames Ziel sei es, alle Kinder und Jugendlichen ihrem persönlichen Entwicklungsstand entsprechend zu fördern und ihnen Gelegenheit zum freien Entdecken, Experimentieren sowie Ausprobieren zu geben. Dies gelinge gemäß den Leitsätzen der italienischen Ärztin und Philosophin Maria Montessori u. a. durch eine vorbereitete Umgebung, die vielfältige Anreize bietet, aus denen gewählt und unter Berücksichtigung von Zeit und Rhythmus ein individueller Lernweg gefunden werden kann. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das projektorientierte Arbeiten in jahrgangsübergreifenden Gruppen. Darüber hinaus zählen Inklusion, Partizipation sowie Vielfalt von Beginn an zum gelebten Selbstverständnis des Vereins, der großen Wert auf die Pflege außerschulischer Partnerschaften sowie Kooperationen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene legt.

Die gestiegene Nachfrage nach Schulplätzen sowie die neu hinzugekommenen Bildungsabschlüsse haben den Hauptstandort inzwischen an seine Grenzen gebracht, sodass das Berufliche Gymnasium ausgegliedert werden musste. Um nun alle Schulzweige unter einem Dach vereinen und weitere Klassen aufnehmen zu können, wird derzeit ein dreigeschossiger, barrierefreier Erweiterungsbau errichtet. Ab 2023 verfügt die sogenannte „Gemeinsame Mitte“ auf rund 3.500 m² über ausreichend Platz für fachbezogenen Unterricht, eine Bibliothek sowie eine eigene Küche mit Mensa und Cafeteria. Diese soll durch eine Schülerfirma betrieben und auch von AnwohnerInnen aus dem Stadtteil genutzt werden. Die neue Aula bietet dabei mit mehr als 200 Plätzen künftig Raum für vielfältige unterrichtsergänzende Projekte wie Theater- und Musicalaufführungen, Ausstellungen, Konzerte oder Feste. Die bewusste Öffnung in den Sozialraum fördert so nicht nur Begegnung und Austausch von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, sondern stärkt gleichzeitig auch die Gemeinschaft in Schule und Quartier nachhaltig.

Finanzielle Unterstützung erfährt das Vorhaben u. a. von der Darmstädter Software AG – Stiftung. Die dortige Projektleiterin Jana Weische unterstreicht: „Der Dresdner Trägerverein Huckepack e. V. versteht Schule als Ort des sozialen Lernens, des Zusammenspiels von Gesellschaft, Individualität und familiärem Leben. Hier werden Toleranz, Integration, Demokratieverständnis und Umweltbewusstsein im täglichen Umgang unter Beweis gestellt und mit den neuen Möglichkeiten in Zukunft auch nach außen weitergegeben.“