Heilende Hitze

Mutter wärmt fiebernde Kinder
Foto: C. Fischer

Fieber neu (ein)schätzen

Lange Zeit galt Fieber als gefährlich, und die ärztliche Empfehlung lautete, es nach Möglichkeit zu unterdrücken. Inzwischen belegen zahlreiche Studien, dass erhöhte Temperatur eine hochwirksame Methode des Körpers ist, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Dennoch sind vor allem Eltern kleinerer Kinder häufig unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Die von Prof. Dr. David Martin an der Universität Witten/Herdecke entwickelte FeverApp bietet hier Unterstützung: Das benutzerfreundliche Handyprogramm hilft Müttern und Vätern, ihre fiebernden Kinder mit wissenschaftlich fundierten Informationen weniger angstbehaftet zu begleiten. Martin und sein Team beforschen das Thema seit 2016. In einer 2022 veröffentlichten Übersichtsarbeit schildern sie, dass bei Fieber sogar Wärmeanwendungen sinnvoll sein können – ein starker Gegensatz zu den üblichen kühlenden Wadenwickeln oder fiebersenkenden Medikamenten. „Wir vermuten, dass diese den Körper in der energieintensiven und unangenehmen Phase des Fieberanstiegs entlasten“, erläutert Martin die Hintergründe. „Schließlich müssen die Patientinnen und Patienten dann weniger Wärme selbst produzieren, um sich gegen den Infekt zu wehren.“ Das könne dazu führen, dass man sich trotz Fieber etwas wohler fühlt und die Temperatur nicht unnötig steigt.

Hyperthermie im Bienenstock

Auch bei der Bekämpfung der Varroamilbe kann Hitze positive Effekte haben und den Befall deutlich reduzieren. Ein Forschungsprojekt der Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum (Dornach/Schweiz) untersucht in diesem Zusammenhang die Auswirkungen von Hyperthermie, also die zeitlich begrenzte Erzeugung erhöhter Temperaturen, im Bienenstock. Für die Versuchsreihe wurde die Körperwärme von Bienenbrut und Milben 30 Minuten lang auf 43 Grad angehoben. Während die Milben des gefährlichen Schädlings ab einer Temperatur von 42 Grad Celsius absterben, kommen Bienen mit diesem künstlichen Fieber gut zurecht. Die Studie geht insbesondere der Frage nach, ob die Behandlung negative Folgen für die Lebensdauer der Arbeiterinnen sowie die Fruchtbarkeit der Königin hat. Sollten diese nicht auftreten, könnte sich eine solche Wärmebehandlung als schonende Alternative zum weitverbreiten Einsatz von organischen Säuren auch in der wesensgemäßen Bienenhaltung im Rahmen der Demeter-Landwirtschaft etablieren.