Unterstützte Kommunikation für mehr Teilhabe im Alter

Unterstütztes Malen
Foto: C. Fischer

Kommunikation umfasst nicht nur den Austausch von Gedanken und Gefühlen, sondern stellt auch die Grundlage für soziale Teilhabe dar. Für Menschen mit komplexen Behinderungen bedeutet dies eine große Herausforderung, da sie häufig Schwierigkeiten haben, sich verständlich auszudrücken oder von ihrem Umfeld verstanden zu werden. Allein in Deutschland leben schätzungsweise rund 400.000 Erwachsene, die nicht sprachlich kommunizieren können. Isolation und Frustration können ebenso die Folge sein wie aggressives oder selbstverletzendes Verhalten. Das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation (UK) setzt genau hier an: Es eröffnet Menschen mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit durch den Einsatz gezielter Gebärden, Bilder oder auch technischer Hilfsmittel nonverbale Möglichkeiten der Verständigung und fördert auf diese Weise ihre individuellen Fähigkeiten, Kontakt zur Umwelt aufzunehmen. Zudem betrachtet UK die Situation nicht isoliert als Problem der Betroffenen, sondern integriert auch das soziale Umfeld in die Interventionen.

In der Unterstützung älterer Menschen wird dieser Ansatz bisher jedoch eher selten angewendet – und das, obwohl die beschriebenen Probleme aufgrund altersbedingter Erkrankungen wie Demenz zunehmen. Ein neues, dreijähriges Forschungsprojekt des gemeinnützigen Vereins „Netzwerk komplexe Behinderung“ will diese Lücke schließen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Bernasconi (Universität Köln) entwickelt ein Team praxisorientierte Materialien, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen mit komplexer Behinderung zugeschnitten sind. Ein innovativer „Kommunikationskoffer“ soll sowohl Fachkräften als auch Angehörigen helfen, die Interaktionsmöglichkeiten der Betroffenen zu fördern und damit auch zu einer besseren Lebensqualität beitragen. Alle Unterlagen und Forschungsergebnisse werden über die bereits bestehende Online-Plattform „Qualitätsoffensive Teilhabe“ zugänglich gemacht, die in einem ebenfalls von der SAGST geförderten Projekt der Humboldt-Universität Berlin entwickelt wurde. Darüber hinaus soll die Verbreitung über wissenschaftliche Kanäle auch in Fachkreisen nachhaltige Impulse für die Unterstützung dieser speziellen Zielgruppe setzen.