Kapitalanlage im Stiftungsauftrag: Rückblick auf eine Dekade der Neuausrichtung

Wie lässt sich ein Stiftungsvermögen so weiterentwickeln, dass es langfristig trägt – und zugleich gesellschaftliche Impulse setzt? Welche Rolle spielen unternehmerisches Denken, Nachhaltigkeit und ein klarer Blick nach vorn? Anlässlich des aktuellen Förder- und Finanzberichts zieht Markus Ziener, seit 2014 Finanzvorstand der Software AG – Stiftung, Bilanz über zehn Jahre der Transformation – vom einstigen Fokus auf die Beteiligung an der Software AG hin zu einer breit aufgestellten, wirkungsorientierten Vermögensstruktur. Ein Gespräch über Zukunftsmärkte wie erneuerbare Energien, über bewusstes Investieren – und darüber, wie sich mit ruhiger Hand und klarem Kompass Wirkung entfalten lässt.
Herr Ziener, seit 2014 verantworten Sie die Finanzstrategie der Software AG – Stiftung. Wie hat sich seither der Kurs der SAGST verändert?
Markus Ziener: Der Jahresbericht zum 31. Dezember 2014 gibt einen guten Eindruck von der damaligen Lage. Das Stiftungsvermögen war innerhalb eines Jahres von 989 auf 847 Millionen Euro zurückgegangen – vor allem infolge der Neubewertung unserer Beteiligung an der Software AG. Allein diese Position verlor über 140 Millionen Euro an Buchwert. Die übrigen Anlagen – darunter kleinere Aktienpakete, einige Immobilien und Unternehmensbeteiligungen – waren, mit Ausnahme unseres Spezialfonds, der bis heute besteht, von geringerer finanzieller Bedeutung und befanden sich teilweise im Umbruch. Einige Engagements wurden veräußert, andere umstrukturiert. Rückblickend war diese Phase der Ausgangspunkt für eine schrittweise Neuausrichtung unseres Vermögensmanagements – mit dem Ziel, Substanz langfristig zu sichern und zugleich zukunftsfähig aufzustellen.
Was kennzeichnet die aktuelle Aufstellung des Stiftungsvermögens und welche Überlegungen haben diese Umgestaltung bestimmt?
Markus Ziener: Heute – rund zehn Jahre später – verfügen wir über eine differenziert aufgebaute und gut ausbalancierte Vermögensstruktur, die sich auf vier zentrale Anlagebereiche verteilt, die jeweils unterschiedlichen konjunkturellen Abhängigkeiten unterliegen: Immobilien, Kapitalmarktanlagen, unternehmerische Beteiligungen und Geldmarkt. Das Gesamtvermögen der Stiftung ist auf rund 1,3 Milliarden Euro angewachsen. Unsere Zielallokation sieht etwa 550 Millionen Euro im Immobilienbereich vor, rund 400 Millionen Euro am Kapitalmarkt – verteilt auf zwei Spezialfonds und ausgewählte Anleihen –, etwa 300 Millionen Euro in unternehmerischen Beteiligungen sowie rund 50 Millionen Euro in kurzfristig verfügbaren Mitteln. Wir investieren stets mit Plan und auf Basis eines Anlagekonzepts, das Risiken systematisch streut, auf verlässliche Erträge ausgerichtet ist und zugleich gesellschaftlichen Mehrwert schafft. Unser Anspruch dabei ist es, Stabilität, Verantwortung und Nachhaltigkeit zu vereinen – ohne die Rendite aus dem Blick zu verlieren.
In diesem Kontext setzt die SAGST seit einigen Jahren vermehrt auf erneuerbare Energien. Was war die Motivation für diesen Schritt?
Markus Ziener: Der Ausbau unternehmerischer Beteiligungen ist für uns ein zentrales Element der Vermögensstrategie – und gerade im Bereich erneuerbare Energien hat sich in den vergangenen Jahren eine besondere Dynamik entwickelt. 2024 haben wir daher die SAGST Renewables GmbH gegründet: ein eigenes Beteiligungsvehikel, das direkt in Windkraft, Photovoltaik (PV) und Speicherlösungen investiert. Unser Ansinnen war es, nicht nur mittelbar beteiligt zu sein, sondern als Betreiber selbst Verantwortung zu übernehmen – und so gezielt soziale Wirkung zu entfalten. Die Gesellschaft ist mit einer unabhängigen Geschäftsführung und steuerlich effizienten Struktur ausgestattet. Erste Projekte, darunter Windparks in Perscheid, Prüm und Altenglan sowie eine PV-Anlage in Spanien, sind bereits ans Netz gegangen oder stehen kurz vor der Inbetriebnahme. Damit sind wir nicht nur Kapitalgeber, sondern aktiver Teil der Energiewende.
Kommen wir auf das zurückliegende Geschäftsjahr zu sprechen: Wie fällt Ihre Bilanz für 2024 aus?
Markus Ziener: 2024 war ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr – eines, das man vielleicht nur zwei- bis dreimal pro Dekade erlebt. Alle Anlageklassen verzeichneten positive Entwicklungen. Besonders stark präsentierte sich der Kapitalmarkt, getragen von einer überdurchschnittlichen Performance sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen. Aus den Wertpapieranlagen allein ergab sich ein Ertrag von 29 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite dieses Segments lag mit 7,1 Prozent deutlich über dem angestrebten Zielwert von vier Prozent. Über sämtliche Asset-Klassen hinweg wurde ein Gesamtüberschuss von rund 55 Millionen Euro erzielt. Auch unsere Immobilien – trotz einzelner Leerstände im gewerblichen Bereich – sowie unsere Beteiligungen trugen substanziell zum Ergebnis bei. Das war keineswegs selbstverständlich. Gerade vor diesem Hintergrund bestätigt uns das herausragende Ergebnis in unserer Einschätzung: Unsere strategische Ausrichtung erweist sich als äußerst robust – und wir verfügen über die notwendige Flexibilität, um auch auf veränderte Rahmenbedingungen wirksam reagieren zu können.
Was sind Ihre nächsten Schritte – und worauf kommt es Ihnen langfristig an?
Markus Ziener: Die strategischen Weichen sind gestellt. Jetzt geht es um operative Stabilität und Effizienz. Im Immobilienbereich begegnen wir der anspruchsvollen Marktlage – vor allem im Gewerbesegment – mit einem konsequenten Personalaufbau im Vermietungsmanagement. Bei den Beteiligungen prüfen wir derzeit, wie wir über Fremdkapital – etwa bei der SAGST Renewables GmbH – die Eigenkapitalrendite weiter steigern können. Entscheidend bleiben für uns: Stabilität, Wirkung, Rendite. Wir wollen verlässlich wirtschaften, zur gesellschaftlichen Transformation beitragen und langfristig Werte schaffen. Dieses Zusammenspiel aus Unternehmertum, Verantwortung und Wirkung ist unser Kompass – und daran halten wir fest.