Mehr Beratungsqualität in Sachen integrativer Onkologie

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs. Dank großer medizinischer Fortschritte haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität der PatientInnen deutlich verbessert. Um ihre Genesung ganzheitlich zu unterstützen, möchten viele Betroffene konventionelle Therapien mit integrativen Behandlungsansätzen ergänzen. In Baden-Württemberg finden sie dazu an vier onkologischen Spitzenzentren (Comprehensive Cancer Centers, kurz CCC) Orientierung: Die CCC-integrativ-Beratungsstellen in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm informieren über komplementärmedizinische und -pflegerische Optionen wie Yoga, Akupunktur, Aromatherapie, Äußere Anwendungen sowie verschiedene pflanzliche Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel, deren Wirksamkeit wissenschaftlich untersucht wurden.
Aufgrund der großen Nachfrage sowie der positiven Evaluation des Angebots wollen auch andere onkologische Zentren eine solche Beratung etablieren. Deshalb wird derzeit mit Unterstützung der SAGST an der Universität Tübingen ein Zertifikatskurs für beratende Fachkräfte im Bereich integrativen Medizin und Pflege in der onkologischen Versorgung konzipiert. Federführend ist dabei unter der Leitung von Professorin Dr. Cornelia Mahler die Abteilung Pflegewissenschaft des Instituts für Gesundheitswissenschaften. Sie bietet bereits einen der ersten primärqualifizierenden Bachelorstudiengänge Pflege in Deutschland an, in dessen Curriculum die integrative Pflege fester Bestandteil ist. In Zusammenarbeit mit dem Tübinger Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung sowie dem Universitätsklinikum Ulm als weiterem Kooperationspartner entwickelt ein fachlich breit aufgestelltes ExpertInnen-Team ein überwiegend online-basiertes Schulungsprogramm, um die Beratungsqualität zu standardisieren. Start der Weiterbildung wird im Oktober 2025 sein. „Sie kann dazu beitragen, in Zukunft auch bundesweit eine flächendeckende und qualitätsgesicherte Beratungsstruktur für integrative Onkologie aufzubauen“, ist SAGST-Projektleiterin Elke Rahmann überzeugt. „In unseren Augen ist dies ein wichtiger Brückenschlag zwischen konventionellen Behandlungskonzepten und den von PatientInnenseite stark nachgefragten integrativen Verfahren, die dadurch evidenzbasiert in die reguläre Versorgung eingebunden werden können.“