Kopfbild
Kopfbild

Neues Ausbildungskonzept für Waldorf-Lehrkräfte in Ungarn

Angehende Lehrer:innen gestalten Tafelbilder
Foto: L. Bóbis

In Ungarn erlebt die Waldorfpädagogik seit Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung. Rund 9.500 Kinder besuchen dort mittlerweile 46 Schulen und 57 Kindergärten, betreut von fast 1.000 Lehrkräften. Damit wächst auch der Bedarf an qualifizierten PädagogInnen. Als zeitgemäße Antwort darauf geht das Waldorf Pedagogical Institute (WPI) in Solymár bei Budapest neue Wege: Bis 2027 wird dort ein modulares Kreditpunkte-System entwickelt und erprobt. Das neue Ausbildungskonzept soll künftig die Grundlage für einen europäischen Masterstudiengang bilden und zugleich den Weg zur staatlichen Anerkennung des WPI als Ausbildungsstätte ebnen.

Klar strukturierte Module
Statt langer, in sich geschlossener Studiengänge werde kleinere, klar strukturierte Module angeboten, die sich flexibel kombinieren lassen. Jede Einheit – etwa zu Themen wie kindliche Entwicklung, Musik, Naturwissenschaft oder Handwerk – wird mit einem Zertifikat abgeschlossen und kann individuell angerechnet werden. So entsteht ein System, das sich an die Lebensrealität angehender Lehrkräfte anpasst und auch berufsbegleitendes Lernen erlaubt. „Mit dem neuen Konzept wird die Lehrerausbildung in der Waldorfpädagogik nicht nur flexibler und moderner, sondern auch zugänglicher“, ist SAGST-Projektleiter Johannes Schmidt überzeugt. „Es ist ein Modell, das Vielfalt fördert, individuelle Lebenswege berücksichtigt und europäische Kooperation auf Augenhöhe ermöglicht – ein wichtiger Beitrag zu Qualitätssicherung und Professionalisierung.“

Europaweite Vernetzung
Neben der Konzeptentwicklung umfasst das Projekt die Übersetzung zentraler Fachliteratur sowie eine enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern: der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, der Eötvös-Loránd-Universität (ELTE) in Budapest und dem European Council for Steiner Waldorf Education (ECSWE). Mit der ELTE besteht bereits ein formelles Abkommen, um die Waldorfpädagogik stärker in die universitäre Lehrerbildung zu integrieren. Mittelfristig soll das WPI über die traditionsreiche Hochschule akkreditiert werden – ein wichtiger Schritt hin zu einer europaweit anerkannten Qualifikation. Auch innerhalb Ungarns setzt das Projekt entscheidende Impulse: Es stärkt die Kooperation zwischen den bislang sieben unabhängigen Ausbildungsstätten und schafft Synergien in einer vielfältigen Bildungslandschaft.