Kunst auf Augenhöhe: Mehr Inklusion an der Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg

Foto: S. Schwienbacher

Kunst kann befruchten, neugierig machen – und sie kann heilsam sein. Dieses Potenzial nutzt die Kunsttherapie: Im kreativen Erleben, vor allem aber im eigenen schöpferischen Tun erfahren viele Menschen Selbstwirksamkeit, entdecken innere Ressourcen und entwickeln neue Perspektiven für die eigene Lebensgestaltung. Eine der europaweit größten Ausbildungsstätten für Kunsttherapie liegt in Norddeutschland, in der Nähe von Bremen. Die private Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg ist eine private, staatlich anerkannte Fachhochschule. Vier Bachelor-Studiengänge mit berufsqualifizierendem Abschluss decken ein breites Spektrum der künstlerischen und künstlerisch-angewandten Bildung und Ausbildung ab. Neben Sozialer Arbeit sowie Kunst im Sozialen gehören dazu Kunsttherapie, Tanz und Theater im Sozialen, Tanz- und Theaterpädagogik sowie Freie Bildende Kunst. Außerdem wird ein projektbezogenes Masterstudium Kunst und Theater im Sozialen (M.A./M.F.A.) angeboten, dessen anwendungsbezogene Spezialisierung den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs fördert.

Die SAGST ist der 1967 als freie anthroposophische Studieninitiative gegründeten, ab 1984 staatlich anerkannten Hochschule bereits seit Ende der 1990er-Jahre als Förderpartnerin verbunden. Neben Unterstützung bei der Einrichtung eines Studienfonds und im Rahmen verschiedener Baumaßnahmen leistete die Stiftung insbesondere Starthilfe bei der Gründung des Instituts für Kunsttherapie und Forschung im Jahr 2004. „Dies war ein wichtiger Schritt, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den vielfältigen kunsttherapeutischen Methoden zu systematisieren“, erklärt Peter Augustin, Mitglied im Vorstand der SAGST. „Dass dieses Konzept aufgegangen ist, zeigen heute zahlreiche Lehr- und Forschungsprojekte, die in Ottersberg Schwerpunkte in unterschiedlichen Praxisbereichen setzen – stets im Austausch mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Fragestellungen.“

Ein Beispiel dafür ist ein neues Programm für mehr Inklusion an der Hochschule. Um einen gemeinsamen Bildungsort für Studierende mit und ohne Behinderung zu entwickeln, kooperiert die HKS Ottersberg hier im Rahmen des – ebenfalls von der SAGST geförderten – Programms ARTplus mit dem Verband EUCREA. Als bundesweit eine der ersten deutschen Hochschulen ermöglicht sie auf diese Weise künstlerisch begabten Menschen mit Beeinträchtigung ein reguläres Studium. Wesentlicher Bestandteil des Pilotprojekts ist die sogenannte Studienassistenz. Für diese Aufgabe schult die Hochschule seit dem Wintersemester 2022/23 Studierende, damit sie ihre KommilitonInnen mit Assistenzbedarf bei allen studienrelevanten Aufgaben individuell unter die Arme greifen können – etwa bei organisatorischen Fragen oder bei der Literaturrecherche. Eine klassische Win-Win-Situation: Die studentischen Assistenzen werden begleitend mentoriert und erhalten eine wertvolle Zusatzqualifikation. Zudem kann ihr zeitlicher Einsatz als Grundlagen- oder Berufspraktikum anerkannt werden.