Mehr Vielfalt für die Kunst: Blaumeier-Atelier in Bremen

Schauspieler mit Einschränkungen in der Maske
Foto: E. Biscotti

Seit 1986 treffen sich im Blaumeier-Atelier in Bremen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung oder Psychiatrieerfahrung, um gemeinsam künstlerisch tätig zu sein. Das Angebot umfasst Theater, Maskenbau und -spiel, Musik, Literatur und bildende Kunst, Fotografie sowie eine Schreibwerkstatt. In den kontinuierlich laufenden Kursen tauchen wöchentlich rund 250 Personen gemeinsam in kreative Prozesse ein. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung werden in öffentlichen Aufführungen, Konzerten, Ausstellungen und Lesungen sichtbar, und dies sowohl im Blaumeier-Atelier als auch an anderen Orten wie dem Theater Bremer oder der Schaulust am Güterbahnhof – eine echte Bereicherung für die Stadtgesellschaft und die Kulturszene in Bremen sowie weit über die Hansestadt hinaus. Mit „Verrückt nach Paris“ etwa eroberte die Initiative 2003 auch die Kinoleinwand: Drei SchauspielerInnen aus dem Blaumeier-Atelier spielten neben etablierten FilmschauspielerInnen die Hauptrollen. Viele weitere Gastauftritte in anderen Filmproduktionen folgten.

 „Die Frage, ob KünstlerInnen oder SchauspielerInnen beeinträchtigt oder psychiatrieerfahren sind, stellt sich in der Arbeit im Blaumeier-Atelier nicht“, heißt es auf der Website des Projekts. Die Mitarbeitenden des Ateliers assistieren je nach persönlichem Bedarf und begleiten auf diese Weise die künstlerische Entwicklung. Statt Defiziten stehen individuelle Möglichkeiten im Mittelpunkt: „Verschiedenheit wird als Qualität wahrgenommen. Die Atmosphäre in den Kursen ist vom Respekt vor der Besonderheit des Einzelnen und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.“

„Das Blaumeier-Atelier hat mit seiner inklusiven Arbeit international Bekanntheit erlangt und war mit seinem Ansatz in vieler Hinsicht wegbereitend“, unterstreicht SAGST-Projektleiter Konrad Lampart das innovative Potenzial des Förderpartners. „Es führt uns anschaulich vor Augen, welchen Gewinn mehr Vielfalt für Kunst und Gesellschaft bedeutet. So haben auch über Bremen hinaus viele weitere Städte und Regionen den Anstoß zu ähnlichen Projekten erhalten.“ Im vereinseigenen Gebäude in der Travemünder Straße mit Werkstatt- und Lagerräumen, einem großen Saal, einem Café sowie Büros herrscht nahezu rund um die Uhr reges Leben. Bereits 2007 hat die SAGST die Finanzierung eines barrierefreien Erweiterungsbaus unterstützt, der die Atelierflächen spürbar vergrößerte. Ferner förderte die Stiftung die dringend nötige Sanierung des großen Pultdachs über den Mal-Ateliers. Die in Zukunft teilweise begrünte Dachfläche, eine optimierte Wärmeisolierung sowie die Belichtung durch neue Oberlichter verbessern die Arbeitsbedingungen und tragen ab Sommer 2023 außerdem zu Kostensenkungen und Klimaschutz bei.