Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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„10-Biotope-Konzept“ in Aktion

Blühwiese
Foto: C. Fischer

Über 400 neue ökologische Zonen auf 40 Demeter-Höfen in der Bodenseeregion: Diese beeindruckende Bilanz ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Initiative für neue Kulturpflanzen e. V. mit der Erzeugergemeinschaft Demeter MilchBauern Süd. Um die Artenvielfalt zu fördern, orientieren sich die Kooperationspartner am „10-Biotope-Konzept“ von Dr. Hans-Christoph Vahle. Der Pflanzensoziologe definiert darin zehn charakteristische Bereiche wie Lichtrasen, Steinmauern, Hofteiche oder Feuchtwiesen. Ziel ist es, rund um die Höfe vielfältige Lebensräume für heimische Wild- und Kulturpflanzen sowie die Tierwelt zu schaffen.

Die Betriebe, die ihre Milchprodukte unter dem Namen Demeter Heumilch Bauern vermarkten, liegen länderübergreifend in Oberschwaben, dem Bodenseekreis, im Linzgau sowie Allgäu. Dank Landes-Fördermitteln konnten 30 Höfe in Baden-Württemberg bereits Ende 2022 erste Flächen als artenreiche Biotope aufwerten. Zehn weitere Höfe in Bayern starteten das Vorhaben Anfang 2024 mit finanzieller Unterstützung der SAGST. Die Umsetzung aller Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Bäuerinnen und Bauern. Eine zentrale Rolle übernimmt dabei Holger Meyer zur Müdehorst, dessen Hof in Heiligenholz (Bodenseekreis) ebenfalls Teil des Projekts ist, das er federführend koordiniert. Die Initiative arbeitet dabei eng mit der von Vahle gegründeten Akademie für angewandte Vegetationskunde in Witten (NRW) zusammen. Gemeinsam werden Bestandsaufnahmen der Flora und Fauna durchgeführt, Pflanz- und Pflegekonzepte entwickelt und die Umsetzung begleitet.

Während ähnliche Projekte meist von Naturschutzgruppen angestoßen werden, sind hier die Landwirte die treibende Kraft. Einer von ihnen ist Max Löcherer, der in Lengenwang (Landkreis Ostallgäu) auf etwa 800 Meter Höhe Milchkühe hält. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wiesen umfasst auch das schonende und insektenfreundliche Mähen bestimmter Areale mit einem Messerbalken-Mähwerk. Mittlerweile haben sich dort über 60 seltene Pflanzenarten angesiedelt, darunter der Große Wiesenknopf, eine wichtige Futterpflanze für den bedrohten Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Der Schmetterling gilt als europaweit gefährdete Schlüsselart, die extensiv genutzte feuchte Grünlandhabitate bewohnt.

„Ein besonderes Merkmal ist die Verbindung von ökologischen Maßnahmen mit individueller ebenso wie gemeinschaftlicher Bewusstseinsbildung“, betont SAGST-Projektleiter Markus Kleikemper. „Die intensive Beschäftigung der Landwirte mit den Biotopflächen und deren Pflanzengesellschaften fördert nicht nur den Naturschutz, sondern schafft auch neue Impulse für das soziale Miteinander – ein Ansatz, der Schule machen könnte.“ Ein begleitendes Forschungsprojekt untersucht und dokumentiert diesen Zusammenhang durch Interviews zu Beginn und am Ende der Projektphase.