20 Jahre Saatgutfonds
Seit 1996 fördert der Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in der GLS Treuhand Forschung und Entwicklung im Bereich der ökologischen Pflanzenzüchtung – seit dem Jahr 2000 in enger Kooperation mit der Software AG – Stiftung (SAGST). Anlässlich des Jubiläums wurde auf einer Tagung in Kassel auf das bisher Geleistete zurückgeblickt und zukünftige Herausforderungen in den Fokus genommen.
„Angesichts der zunehmenden Machtkonzentration im Saatgut-Markt, von Gentechnik und drohender Patentierung ist die Frage der Saatgut-Entwicklung heute wichtiger denn je“, sagte Oliver Willing, Geschäftsführer der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, anlässlich des Jubiläums (Pressemeldung Saatgutfonds).
„Wir gratulieren den Kolleginnen und Kollegen, die seit 20 Jahren unermüdlich für den Erhalt der Biodiversität kämpfen und sich mit Professionalität, Leidenschaft und Mut für gesundes, samenfestes und ökologisches Saatgut einsetzen“, betont Klaus Plischke, Projektleiter bei der SAGST. „Tatsächlich haben weltweit wenige Großkonzerne die Pflanzenzüchtung in der Hand; und das Saatgut ist oft mit einem Patentschutz versehen und kann vielfach nur in Verbindung mit den Pestiziden des gleichen Konzerns verwendet werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass eine eigenständige ökologische Pflanzenzüchtung der bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft gesundes Saatgut dauerhaft zur Verfügung stellt.“ Plischke zufolge spielt der Saatgutfonds hier eine herausragende Rolle. Denn mit ihm sei eine neutrale Instanz geschaffen worden, die frei von eigenen wirtschaftlichen Interessen Gelder nach Bedarf und Notwendigkeit verteile. Die SAGST unterstützt ebenfalls die ökologische und gentechnikfreie Saatgutforschung mit rund 300 000 Euro pro Jahr und folgt dabei den Empfehlungen des Treuhänderkreises des Saatgutfonds. Zudem unterstützt die SAGST die Öffentlichkeitsarbeit des Fonds selbst. So sind im Förderzeitraum insgesamt über vier Millionen an Unterstützung zusammengekommen. Weitere Projekte von Initiativen der biologisch-dynamischen Saatgutzüchtungsforschung werden zusätzlich gefördert.
Über den Saatgutfonds:
Der Saatgutfonds wird von zahlreichen Privatpersonen, Stiftungen, Verbänden und Unternehmen der Bio-Branche unterstützt. Er wird von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft verwaltet und betreut. Diese engagiert sich für die ökologische Landwirtschaft und ist als gemeinnützige, treuhänderische Stiftung innerhalb der GLS Treuhand e.V. organisiert.
Pressemeldung des Saatgutfonds:
Zukunft gestalten – 20 Jahre Saatgutfonds
Jubiläumstagung in Kassel würdigte ökologische Pflanzenzüchtung
Bochum, 03.02.2016 – Seit 1996 fördert der Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in der GLS Treuhand Forschung und Entwicklung im Bereich der ökologischen Pflanzenzüchtung. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums trafen Ende Januar rund hundert Züchterinnen, Landwirte, Spenderinnen und Verbraucher in Kassel zusammen, um auf das bisher Geleistete zurückzublicken und einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen zu unternehmen.
Oliver Willing, Geschäftsführer der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, begrüßte und würdigte zu Beginn der Jubiläumstagung in Kassel die beiden Gründungsväter des Saatgutfonds, Albert Fink und Dirk Lücke, dank deren Voraussicht und Engagement seit nun 20 Jahren ökologische Züchtungsinitiativen unterstützt werden können. Der Fonds startete 1996 mit 140.000 DM, durch zunehmende Spenden hat er ein Volumen von über 1,15 Mio. Euro jährlich erreicht. Nicht nur diese Spendenhöhe ist beachtlich, sondern auch das Ergebnis der langjährigen Förderungen: über 70 vom Bundessortenamt anerkannte, samenfeste Neuzüchtungen von Gemüsesorten sind heute im Anbau, hinzu kommen knapp 40 neue Getreidesorten.
„Angesichts der zunehmenden Machtkonzentration im Saatgut-Markt, von Gentechnik und drohender Patentierung ist die Frage der Saatgut-Entwicklung heute wichtiger denn je“, betonte Willing. Ökologische Pflanzenzüchtung begreift Saatgut als Kulturgut – für den ökologischen Landbau eine unverzichtbare Investition. Die Pioniere der Bewegung waren biologisch-dynamische Züchterinnen und Züchter, die bereits in den 1970er Jahren erste Anstrengungen unternahmen, um dem drohenden Verlust der Sortenvielfalt entgegenzuwirken. Dieter Bauer, Züchter der ersten Stunde auf dem Dottenfelderhof bei Frankfurt/Main, freute sich über die aktuell gute Resonanz auf Ausbildungsangebote für angehende Züchter und ermunterte die nachfolgende Generation, sich für die weitere Verbreitung des Öko-Saatguts in Produktion und Handel einzusetzen: „Wir züchten ja neue Sorten, damit sie in die Welt kommen!“ unterstrich er sein Anliegen.
In mehreren Arbeitsgruppen sowie im Abschlussplenum der Tagung diskutierten Verantwortliche aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette, darunter auch weiterverarbeitende Betriebe und Handelspartner, wie ökologisch gezüchtete Pflanzensorten zukünftig noch besser unterstützt werden können, etwa durch transparentere Deklaration und gezielte Nachfrage. „Das Thema Öko-Saatgut ist zwar inzwischen aus der Nische gekommen, aber es gibt weiterhin viel zu tun“, schloss Oliver Willing. „Um die ökologische Züchtungsforschung auszuweiten, brauchen wir auch in Zukunft massive finanzielle Unterstützung durch Spendengelder, denn die Züchter können die enormen Kosten nicht tragen.“ Umso wichtiger sei es, das Bewusstsein für die Tragweite des Themas nicht nur im Handel, sondern auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern noch stärker zu schärfen, um das Engagement der Züchterinnen und Züchter auch in Zukunft solidarisch begleiten zu können.