Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Begleitung beim Schulübergang – Ein Mannheimer Pilotprojekt unterstützte Kinder und deren Eltern beim Schulwechsel nach der Grundschulzeit

In einer Malwerkstatt bemalt ein junges Mädchen mit einem Pinsel eine Erdbeere aus Holz
Foto: Interkulturelles Bildungszentrum ikubiz

Gegen Ende der Grundschulzeit steht für die meisten Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine wichtige Entscheidung an: Die Wahl der weiterführenden Schule bestimmt in vielen Fällen den Schulabschluss und damit die weitere Bildungsbiografie der Kinder. Ein von der Software AG – Stiftung gefördertes Pilotprojekt hat in Mannheim  ausgewählte Familien in dieser kritischen Übergangsphase gezielt begleitet und unterstützt.

Deutschland ist – auch im internationalen Vergleich – ein Land mit besonders geringer Bildungsgerechtigkeit. Experten bemängeln seit Langem, dass die Schulabschlüsse deutscher Schülerinnen und Schüler nach wie vor eng an den Bildungshintergrund ihrer Eltern gekoppelt sind. Ob die Grundschule oder die Eltern über den weiteren Weg der Kinder entscheiden, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Baden-Württemberg etwa sprechen die Grundschulen seit 2012 keine verbindliche Empfehlung mehr aus.

Gezielte Unterstützung
Seit rund 30 Jahren setzt sich das Interkulturelle Bildungszentrum (ikubiz) in Mannheim für die Unterstützung von Menschen mit besonderem Förderbedarf  ein. In Kooperation mit der Johannes-Kepler-Grundschule, der Stadt Mannheim und dem staatlichen Schulamt hat das Bildungszentrum ein Pilotprojekt entwickelt, das ausgewählte Familien in der kritischen Phase des Übergangs am Ende der Grundschulzeit gezielt unterstützt.

Die Johannes-Kepler-Grundschule liegt im Mannheimer Innenstadtbezirk Westliche Unterstadt. Dort leben überwiegend einkommensschwache Familien, rund 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler stammen aus Migrantenfamilien. „Ihre Eltern wissen wenig über das deutsche Schulsystem“, erklärt der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Dirk Randoll, Projektleiter der Software AG – Stiftung. „Häufig sind sie mit der Frage der weiteren Schulwahl überfordert, oft gibt es auch Sprachbarrieren. Solche Defizite sind die häufigste Ursache dafür, dass ihre Kinder vermehrt auf die Hauptschule gehen.“

Ab dem Schuljahr 2013/14 wurden zweieinhalb Jahre lang nicht nur rund 40 Schülerinnen und Schüler aus der 3. und 4. Klassenstufe, sondern auch ihre Eltern systematisch und individuell von der Erziehungswissenschaftlerin Corinna Störzinger, Sprachwissenschaftlerin Necmiye Ceylan-Uzun und  Sozialpädagoge Carlo Peduto-Brixner begleitet. Der Schulterschluss zwischen den Projektmitarbeiterinnen, Lehrkräften und Eltern sollte die Kinder unterstützen und fördern – und helfen, jeweils individuell passende Entscheidungen über die weitere Schullaufbahn zu treffen.

Solide Grundlagen schaffen
„Die Kinder erwartet auf der weiterführenden Schule viel Neues“, unterstreicht Projektleiterin Corinna Störzinger. „Die neue Schulumgebung ist meist fremd, sie müssen lernen, mit neuen Unterrichtsstrukturen und Lern- bzw. Leistungserwartungen umzugehen. Es ist wichtig, die Kinder schon im Vorfeld gut auf diesen Übergang vorzubereiten, damit sie eine solide Grundlage für diese sensible Phase ihrer Schulbiografie haben.“ Individuelle Förderangebote halfen, das Lese- und Rechenverständnis der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, zusätzliche Freizeitangebote boten Raum für Persönlichkeitsentwicklung. Aber auch die Eltern waren einbezogen: Die Projektmitarbeiterinnen machten Hausbesuche und Beratungen und begleiteten die Eltern auch auf Elternabende. „In manchen Familien können schon kleinere unterstützende Angebote Großes bewirken – manchmal wissen Schule und Lehrerschaft aber gar nicht, welche Herausforderungen im Alltag der Kinder bestehen“, so die Erfahrung von Corinna Störzinger. Feedbackbögen konnten diese Lücken schließen und so manche Krise vermeiden.

Nachhaltige Wirkung auch für andere Schulen
„Unsere Gesellschaft braucht dringend gute Konzepte, um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien zu verbessern“, ist Prof. Dr. Dirk Randoll überzeugt. „Das Interkulturelle Bildungszentrum Mannheim hat mit seinem Pilotprojekt eine gravierende Leerstelle in Angriff genommen, denn in der kritischen Zeit des Übergang aus weiterführende Schulen wird in Deutschland noch viel zu wenig getan.“ Inzwischen können auch andere Grundschulen von den Erfahrungen profitieren: „Wir haben bei allen Kindern, Eltern und Lehrkräften mit Einschätzungsbögen gearbeitet“, berichtet  Corinna Störzinger. „Dadurch können sie den gemeinsamen Weg schriftlich fixieren, Herausforderungen und Erfolge daran ablesen und sich auch eigene Aufgaben stellen.“ Die während des Projektes entwickelten Selbsteinschätzungsbögen und Bewertungsbögen für das Kollegium wurden dem Schulamt und dem Fachbereich Bildung der Stadt Mannheim zur Verfügung gestellt, sodass auch andere Grundschulen sie nutzen können.

Weitere Information: ikubiz und Bildungsbericht 2016 der KMK und des BMBF.