Besser zusammen: Inklusion gestalten
Menschen mit Assistenzbedarf haben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Dabei dreht es sich um mehr als ein paar behindertengerechte Parkplätze am Supermarkt oder rollstuhltaugliche Aufzüge bei Behörden: Inklusives Zusammenleben betrifft Schule, Ausbildung und Berufsleben ebenso wie die Freizeitgestaltung oder politisches Engagement. Und es geht auch um Barrierefreiheit in anderen Bereichen, wie etwa der Kommunikation. Der Anthropoi Bundesverband vereint unter seinem Dach eine Vielzahl an heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Einrichtungen für Menschen jeden Lebensalters. Ihnen liegt ein ganzheitliches Menschenbild zugrunde, das die individuelle Entwicklung auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene begleiten und unterstützen will. Vor allem seit den 1980er-Jahren wurden aus dieser Haltung heraus zahlreiche Lebensorte gegründet, an denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenleben und -arbeiten.
Wie können sich diese Organisationen im Sinne eines inklusiven Gemeinwesens in den Sozialraum öffnen? Dieser Frage geht das Projekt „in guter Gesellschaft – Inklusion leben“ nach. Die 2019 gestartete Initiative von Anthropoi Bundesverband fördert bundesweit 13 Beispielvorhaben, die als „Orte des Gelingens“ Ansätze zur Inklusionsförderung im Sozialraum verfolgen. In der Hermann Jülich Werkgemeinschaft im norddeutschen Ahrensburg beispielsweise suchen die Verantwortlichen u. a. über ein Inklusions-Café den intensiven Kontakt mit der Nachbarschaft. Im Jugendprojekt der Christopherus-Schule in Bochum engagieren sich Heranwachsende, Mütter, Lehrerinnen sowie eine Projekt-Koordinatorin für neue Räume der Begegnung und Teilhabe. Am Standort Niederweiler des Christophorus Gemeinschaft e. V. wird eine inklusive Ortsmitte mit vielen neuen Gebäuden entstehen, die Begegnungsmöglichkeiten in Einkaufs-, Wohn- und Freizeitangeboten schafft.
Menschen mit Assistenzbedarf bringen in inklusiven Teams – den sogenannten MitgestalterInnen – ihre Teilhabe-Erfahrungen ein und helfen so, Inklusionsprojekte besser zu gestalten und die hierin gewonnenen Erkenntnisse zu verbreiten. In Zukunftswerkstätten werden hierfür konkrete Ideen mit PartnerInnen aus dem Umfeld erarbeitet und damit in die Fläche getragen. Wichtig ist den InitiatorInnen außerdem, dass die Lebensorte in den Dialog mit anderen AkteurInnen aus der Umgebung treten: mit Verantwortlichen in Kommune und Vereinen, Familien, Jugendlichen oder SeniorInnen, mit Geflüchteten oder auch Menschen mit chronischen Erkrankungen. Die im Rahmen von „in guter Gesellschaft-Inklusion leben“ entwickelten Methoden, Vorgehensweisen und guten Beispiele inklusiver kommunaler Entwicklung werden zum Ende des Bundesprojekts 2024 u. a. über ein Praxishandbuch weitergegeben. Die Publikation erklärt dabei Besonderheiten des anthroposophischen Inklusionsansatzes und beschreibt den Prozess, in dem sich Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf in den umgebenden Sozialraum öffnen. Die Projekt-Website bietet bereits jetzt vielfältige Einblicke in das Projekt: https://in-guter-gesellschaft.org.