Foto: C. Fischer

Kühe mit Hörnern sind mittlerweile ein seltener Anblick: Nicht nur in der konventionellen Rinderhaltung werden die charakteristischen Auswüchse in der Regel entfernt oder gleich hornlos gezüchtete Rassen eingesetzt, um das Verletzungsrisiko zu senken. In der biodynamischen Landwirtschaft dagegen gelten Hörner als zentrales Wesensmerkmal: Sie unterstützen die gestische Kommunikation und gehören in ihrer individuellen Ausgestaltung zur Persönlichkeit der Tiere. Unter anderem aus diesen Gründen sind bei der Demeter-Rinderhaltung Hörner vorgeschrieben.

Zahlreiche Erfahrungsberichte legen zudem nahe, dass abgesehen vom Tierwohl die Hörner auch für die Milchqualität von Vorteil sein könnten. So beobachteten KonsumentInnen immer wieder, dass die Milch von Hornkühen besonders verträglich ist. Im Rahmen der Studie „HornMilch 2021“ untersuchte das Forschungsinstitut KWALIS den Einfluss von Hörnern, Futterzusammensetzung und Umgebungstemperatur auf die Eigenschaften von Milch. Die von der SAGST mitfinanzierte und 2022 veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass sowohl die Hörner als auch eine reine Heufütterung sich günstig auf die Milchqualität auswirken. Zudem erschienen die horntragenden Kühe resilienter gegenüber erhöhten Temperaturen, was angesichts des Klimawandels und erwartbar heißeren Sommermonaten nützlich ist. Diese Ergebnisse untermauern den biodynamischen Ansatz, Hörner nicht bloß als Laune der Natur zu betrachten, sondern als wichtigen Teil des gesamten Organismus – wertvolle Argumente, um der inzwischen weitgehend auf Hornlosigkeit ausgerichteten Rinderzucht andere Impulse entgegenzusetzen.

Mehr Informationen zur Studie:

Wohlers, J.; Stolz, P. The Importance of Cow-Individual Effects and Diet, Ambient Temperature, and Horn Status on Delayed Luminescence of Milk from Brown Swiss Dairy Cows. Dairy 2022, 3(3), 513-527; https://www.mdpi.com/2624-862X/3/3/37

Wohlers, J. Milch, Qualität und Hörner. Lebendige Erde, Juli/August 4-2022, S. 40-45.