Blick über den Tellerrand – Die neue Fachoberschule der Emile Montessori-Schule München
Die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind, obgleich gesellschaftlich bedeutsam, bei vielen Schülerinnen und Schülern unbeliebt und gelten als „trocken“. Dass es auch anders geht, zeigt die Emile Montessori-Schule im Münchner Osten: Dort ergänzen Umwelt-Fragen das Spektrum, regelmäßige Praxiserfahrungen vermitteln die Anwendbarkeit des Gelernten. Jetzt wurde die Schule um eine Fachoberschule erweitert.
Unser Leben ist von immer stärkerer Vernetzung und fortschreitender Technisierung geprägt, Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit und ganzheitliches Denken werden deshalb immer wichtiger. Gute Schulen wollen Kinder und Jugendliche möglichst individuell auf diese Herausforderung vorbereiten. Der reformpädagogische Montessori-Ansatz zeichnet sich durch handlungsorientiertes und fächerübergreifendes Lernen aus, altersgemischte Klassen und Teamarbeit regen die Schülerinnen und Schüler schon früh zu eigenverantwortlichem Tun und guter Selbstorganisation an.
Zwischen Biberbau und Grand Hotel
Die Emile Montessori-Schule München in Neubiberg setzt darüber hinaus Schwerpunkte im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Auch dort stellt sie die Verbindungen zum praktischen Leben, etwa in Bezug auf Umweltfragen, heraus. „Die meisten Kinder haben ein großes Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Es gilt, diese Neugier durch eigene Erfahrungen zu nähren“, erläutert Angelika Bachmann, Lehrerin und Schulleiterin der Emile. „Der Blick über den Tellerrand muss bei uns nicht erst verordnet werden – bei uns sind Schülerinnen und Schüler immer wieder im fächerübergreifenden Unterricht und Projekten gefordert, ganzheitlich zu denken und zu handeln.“
Die meisten Montessori-Schulen sind auf den Grundschulbereich beschränkt. An der Emile gibt es daneben nicht nur eine Mittelstufe, die zum Hauptschulabschluss und zur Mittleren Reife führt, sondern seit dem Schuljahr 2015/16 auch eine Fachoberschule. Eine erste elfte Klasse mit Schülerinnen und Schülern hat dort mit der Fachrichtung „Angewandte Naturwissenschaften/Agrar, Bio und Umwelttechnik sowie Sozialwesen“ begonnen. Sie erleben einen ständigen Dialog zwischen Theorie und Praxis, jeweils drei Wochen lang verbringen sie im Wechsel in der Schule und in unterschiedlichsten praktischen Berufsfeldern. Während eine Schülerin der elften Klasse dann etwa den Lebensraum von Bibern untersucht, taucht ihr Klassenkollege vielleicht gerade in die schillernde Welt eines Münchner Grand Hotels ein. Namhafte Institutionen wie das Fraunhofer Institut, aber auch die Stadt München sowie die Gemeinde Neubiberg stehen der Schule als Kooperationspartner zur Seite.
Raum für Entwicklung schaffen
„Seit der Gründung der Schule vor zehn Jahren durften wir erleben, dass die Kinder voll Freude lernen und neben guten Abschlüssen auch viele soziale Fähigkeiten mit ins Leben nehmen“, berichtet Kirsten Hartherz, Geschäftsführerin der Emile. „Für uns lag es deshalb nahe, unseren Ansatz bis zum Abitur fortzuführen und die Schule auszubauen.“ In München wird mittlerweile jede zweite Studienberechtigung von berufsbezogenen Oberschulen vergeben. „Was früher als zweiter Bildungsweg bezeichnet und eher als Umweg betrachtet wurde, ist inzwischen eine gängige Alternative zum gymnasialen Weg geworden, erst recht seit der Schulzeitverkürzung im Rahmen von G8“, führt Kirsten Hartherz aus. „Die verkürzte Gymnasialzeit lässt wenig Raum für Entwicklung und pädagogische Freihei“, ergänzt Angelika Bachmann, Lehrerin und Schulleiterin. „Mit dem Modell einer Fachoberschule, die praxisorientierter ist und ein Jahr mehr Zeit zum Lernen lässt, haben wir eine gute Lösung gefunden.“
Die Absolventen erlangen mit der bestandenen Abiturprüfung nach der zwölften Klasse die Berechtigung zum Studium an Fachhochschulen, nach einem weiteren Schuljahr mit entsprechender Abiturprüfung mit zweiter Fremdsprache stehen ihnen dann auch alle Studiengänge an den Universitäten offen. Bis zur öffentlichen Finanzierung der privaten Fachoberschule gilt es, während der gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeit von mindestens drei Jahren, die zusätzlichen Kosten komplett selbst aufzubringen – erst danach erhält die Schule öffentliche Fördermittel. „Ohne finanzielle Unterstützung von außen wäre uns das nicht möglich gewesen“, so Angelika Bachmann, „deshalb sind wir sehr dankbar, dass die Software AG – Stiftung uns während dieser Zeit finanziell zur Seite steht.“
„Ich finde es spannend, wie lebendig und praxisnah die oft unbeliebten MINT-Fächer an der Emile vermittelt werden“, betont Jana Weische, Projektleiterin der Software AG – Stiftung. „Die Kinder und Jugendlichen werden hier wirklich individuell gefördert und zur Eigeninitiative ermutigt.“ Umso sinnvoller sei es, das Schulprofil durch die Fachoberschule zu erweitern: „Eine solche Persönlichkeitsbildung ist sowohl für die Wirtschaft als auch im Sozialen entwicklungsfördernd und zukunftsweisend.“