Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Diesterweg-Stipendium als Erfolgsbeispiel gelingender Kooperation

Logo des Diesterweg-Stipendiums
Abbildung: DWS

„Bildung braucht Familie“ – das ist der Titel einer aktuellen Anzeige der Software AG – Stiftung und anderer Stiftungen, die das Diesterweg Stipendium (DWS) durchführen. Was das Besondere dieses Stipendiums ist und warum einmal mehr gelingende Kooperation das Geheimrezept erfolgreicher Projekte ist, erklärt Walter Hiller, Direktor Kommunikation der Software AG – Stiftung, im Gespräch.

Herr Hiller, was hat es mit dem Slogan auf sich, was ist das Besondere an dem Stipendium?

So bekannt die Bedeutung des familiären Umfeldes für den schulischen Erfolg von Kindern ist, so schwierig ist es bis heute, institutionell auf diesen Umstand in besonderen Situationen positiv einzuwirken. Stiftungen und nichtstaatliche Initiativen haben die Möglichkeit, die immer noch vorhandenen Zuständigkeitsgrenzen mit einer Förderung der Kinder in der entscheidenden Übergangsphase zur weiterführenden Schule mitsamt ihren Eltern und Geschwistern zu unterstützen. Nicht nur die Viertklässler werden dabei vielfältig gecoacht, die ganze Familie lernt das deutsche Schulsystem sowie die außerschulischen Lernorte ihrer Heimatgemeinde kennen. Auf diese Weise erhöhen sich die Erfolgschancen nicht nur der Stipendiaten, sondern auch der jüngeren Geschwister, weil Bildung zum „Familienthema“ wird.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher in Darmstadt gemacht, wie ist das Feedback bundesweit?

In Frankfurt am Main, wo das Diesterweg-Stipendium von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft entwickelt und schon mehrfach durchgeführt wurde, liegen eindeutige Belege für die langfristige positive Wirkung bei den beteiligten Kindern und deren Familien vor. Nach über einem Jahr der Zusammenarbeit mit den Darmstädter Familien kann neben dem erfolgten Übergang in die weiterführende Schule der Viertklässler auch eine größere Sicherheit im Umgang miteinander wahrgenommen werden. Es ist natürlich schon allein dieses Element der Wertschätzung, was die Menschen ermutigt, auf bisher vielleicht unbekanntes zuzugehen.

Bildung gelingt also nur als Gemeinschaftsaufgabe – das wird am konkreten Beispiel DWS deutlich. Inwiefern spiegelt sich dieser Kooperationsgedanke auch in der Organisation des Stipendienformates selbst?

Wie zuvor schon gesagt, es handelt sich um eine Überwindung von herrschenden Zuständigkeitsgrenzen. Das Projekt ist nur möglich, weil Lehrkräfte von Grundschulen Kinder für das Stipendium melden, bei dem im Darmstädter Fall das Diakonische Werk als Träger das „Handling“ übernimmt und der Verein „Sprachpuzzle“ mit hoher Kompetenz im Umgang mit Neubürgern, assistiert von Pädagogikstudenten sowie Ehrenamtlichen die konkrete Arbeit macht. Hinzu kommt die erfreuliche Zusammenarbeit mit städtischen Behörden, Bibliotheken, Museen, den Verkehrsbetrieben, den Medien usw., die sich alle gerne für dieses Projekt engagieren. Auch dieser Neben-Effekt ist so ansteckend, dass in mehreren deutschen Kommunen das Diesterweg-Stipendium eingeführt wurde.

Könnte man sagen, dass Stiftungen insbesondere durch Kooperationen eine aktivere und gestaltende Rolle in der Zivilgesellschaft einnehmen können, wie es beispielsweise auch die Studie „Zukunft des Stiftens“ der Robert Bosch Stiftung einfordert?

So wichtig  die finanziellen Mittel sind, auch in Darmstadt erweist sich die Kooperation verschiedener Akteure als entscheidend für die Qualität des Projektes. Die im Diesterweg-Stipendium entstehenden Verbünde sind trotz der einheitlichen Grundabsicht an jedem Ort anders. Der jährliche Erfahrungsaustausch – auch der Stiftung Polytechnische Gesellschaft zu verdanken – ist wertvoll und lässt an jedem Ort ein besonderes Engagement erkennen. Weitere Kommunen scharren schon mit den Hufen, ein Beweis für die Stimmigkeit des Projektes.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wie sollte sich das DWS in Darmstadt weiter entwickeln, inwiefern sehen Sie weiteres Potenzial für die Übernahme des Formates in anderen Städten und Regionen?

Mit der Praxis und dem Erfolg des Stipendiums wird ja deutlich, was Zusammenarbeit bewirken kann. Es ist zu wünschen, dass solche Beispiele dazu anregen, dass die Zusammenarbeit von Behörden stärker in Richtung der vielbeschworenen „Verantwortungskultur“ geht. Was heute nur als Aktivität von Stiftungen möglich ist, sollte möglicherweise modifiziert, aber doch generell noch besser dafür sorgen, dass „kein Kind zurückbleibt“.  

Das Diesterweg-Stipendium
Das nach dem bekannten deutschen Pädagogen Adolph Diesterweg benannte Stipendium ist ein Familienstipendium, das von der Frankfurter Stiftung Polytechnische Gesellschaft entwickelt wurde.  Es hat das Ziel, Kinder in der 4. und 5. Klasse und ihre Eltern und Geschwister gemeinsam zu unterstützen. In regelmäßigen Workshops und Exkursionen werden die Stipendiaten und ihre Familien mit dem deutschen Schulsystem, mit Lerntechniken und mit den informellen Lernmöglichkeiten des Wohnorts bekannt. Neben individueller Beratung lernen die Familien die Bibliotheken am Ort kennen, gehen ins Theater, in Museen und erleben die Wertschätzung des Stipendium-Teams und der Projektpartner. Das erste Jahr in der weiterführenden Schule wird ebenfalls begleitet, um eine gute Grundlage für den weiteren Erfolg zu schaffen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Diesterweg-Stipendium in Frankfurt, Hamburg und Hannover haben gezeigt, dass über den schulischen Erfolg der Viert- und Fünftklässler hinaus die Freude am Gelingen für alle weiteren direkt und indirekt Betroffenen ansteckend und ermutigend ist.

Das Diesterweg-Stipendium möchte:

  • Kinder mit gutem Leistungspotential unterstützen, eine ihren Fähigkeiten entsprechende Schulbildung durchlaufen zu können,   
  • dass auch Kinder mit nichtdeutscher Herkunftskultur den Übergang in weiterführende Schulen meistern und dort erfolgreich vorankommen,
  • Eltern in ihrer Kompetenz als Erziehungsbegleiter stärken und als Bildungsbegleiter gewinnen,
  • Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Lebenszusammenhängen zusammenbringen und
  • Menschen über Stadtteilgrenzen hinweg miteinander in Kontakt bringen.