Ein sicherer Anker: Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern

In Deutschland wachsen rund 3,8 Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten und/oder suchtkranken Elternteil auf. Hinter dieser Zahl stehen oft extrem belastende Familienkonstellationen: Die Stimmung zu Hause schwankt, Routinen brechen weg und die vertraute Sicherheit gerät ins Wanken. Manche Kinder ziehen sich zurück, andere übernehmen plötzlich Verantwortung, die eigentlich die Erwachsenen tragen sollten. In dieser schwierigen Situation können feste Bezugspersonen außerhalb der Familie einen entscheidenden Unterschied machen: Menschen, die Zeit schenken, zuhören und den Blick auf neue Perspektiven öffnen.
All dies bietet das Patenschafts-Programm des Vereins Lebensfarben – Hilfen für Kinder und Jugendliche aus dem oberbergischen Wiehl (NRW). Seit 2017 kümmert sich die Organisation um Familien in seelischen Krisen. Das fünfköpfige Team verfügt über langjährige Erfahrung in der Psychiatrie und erhält Rückhalt von über 100 Ehrenamtlichen. Als Teil des kreisweiten Netzwerks arbeitet es eng mit der Gesundheits-, Jugend- und Eingliederungshilfe sowie Sozialpsychiatrie, Beratungsstellen, Schulen und weiteren Akteuren zusammen. Alle Patenschaften werden professionell begleitet: Von der Erstberatung über die Auswahl passender Kandidat:innen bis zur fortlaufenden Unterstützung werden sowohl Familien als auch Engagierte fachlich angeleitet, um tragfähige Beziehungen aufzubauen.
Die Pat:innen verbringen Zeit mit den Kindern, unternehmen Ausflüge oder stehen ihnen bei Alltagsaufgaben zur Seite. Sie sind kontinuierlich für ihre Schützlinge da – oft über Jahre hinweg. Auch die Eltern werden entlastet: durch Rat und Tat sowie die Vermittlung in regionale Hilfsangebote. „Mit viel Herz, Einfühlungsvermögen und starken Netzwerkpartnern trägt der Verein dazu bei, die Heranwachsenden in ihrer Entwicklung zu stärken“, beschreibt die SAGST-Projektverantwortliche Jana Weische ihre Eindrücke. Zum Projektstart im Frühjahr 2024 profitierten bereits 62 Kinder und Jugendliche durch solche Patenschaften, weitere 80 Familien warteten auf Hilfe. Da die Jugendämter bislang nur einen Teil der Kosten übernehmen, ist der Verein auf zusätzliche Gelder angewiesen. Dank der Förderung der SAGST kann er mit 17 neu ausgebildeten Ehrenamtlichen mehr jungen Menschen in herausfordernden Lebenslagen einen verlässlichen Anker geben.