Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Ganzheitliche Förderung für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche in Georgien

Jungen und Mädchen laufen fröhlich spielend über den Schulhof
Foto: Zentrum für Freie Pädagogik Tiflis

Menschen mit Behinderung gehören zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen Georgiens. In dem kulturträchtigen Land an der osteuropäischen Grenze gestaltet sich der Zugang zu Bildung und Gesundheit für diese oft isolierte Personengruppe äußerst schwierig. Die Zahl staatlicher Einrichtungen, die vorwiegend auf die Bedürfnisse Erwachsener eingestellt sind, ist gering. Das Zentrum für Freie Pädagogik in Tiflis begleitet seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche bereits seit 1991 ganzheitlich in ihrer Entwicklung und ermöglicht ihnen eine umfassende Teilhabe. Hierbei stehen nicht etwaige Schwächen, sondern der gesamte Mensch mit all seinen Potentialen im Fokus.

Das rund 2.000 Quadratmeter große Grundstück des Zentrums für Freie Pädagogik liegt mitten im Herzen der georgischen Hauptstadt. Bis ins Jahr 2002 befand sich hier noch die ehemalige „Schule für Defektologie“ – ein, wie der Name vermuten lässt, rein defizitorientiertes klinisches Relikt aus sowjetischer Zeit. Nachdem ein Erdbeben das Gebäude zerstörte, entstand dort vier Jahre später ein Neubau nach anthroposophischen Gesichtspunkten: lichtdurchflutet mit organischen Formen und Farben sowie vielen natürlichen Materialien und expressionistischen Stilelementen. Ermöglicht wurde dieses Vorhaben seinerzeit insbesondere durch das Engagement der Freunde der Erziehungskunst in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Mittlerweile können in diesem sowie einem weiteren Gebäude mehr als 130 Kinder und Jugendliche mit teils schwersten geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen in kleinen Gruppen individuell gefördert werden. Denn das Angebot vor Ort wächst seit Jahren stetig und genießt landesweit einen guten Ruf. Dabei umfasst das Zentrum neben der Michaelschule inzwischen auch drei heil- und waldorfpädagogisch arbeitende Kindergarten-Gruppen, eine Frühförderstelle, ein psychologisch-pädagogisches Rehabilitationszentrum sowie mehrere Werkstätten und Kreativ-Studios inklusive Eltern-Café und ein angegliedertes Seminar zur praxisnahen Ausbildung heilpädagogischer Fachkräfte. Sämtliche Institutionen des Zentrums arbeiten seit jeher Hand in Hand und ermöglichen es den Kindern, vom ersten Lebensjahr an bis zur Berufsorientierung ausgebildet und liebevoll begleitet zu werden.

Obgleich zwei Wasserschäden das Zentrum in den Jahren 2015 und 2018 erneut schwer getroffen haben und es dauerhaft an staatlicher Unterstützung mangelt, wird hier Tag für Tag der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen und Stärken in den Blick genommen. Allen Widrigkeiten wie sich ablösenden Holzböden und defekten Sanitäranlagen zum Trotz. „Die große innere Überzeugung von der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns drückt sich in einer unerschütterlichen Dankbarkeit und Hingabe der Mitarbeiter aus, die ungeachtet vieler Barrieren beharrlich improvisieren“, betont Michael Anders. Der zuständige Projektleiter der Darmstädter Software AG – Stiftung (SAGST) fühlt sich seit Langem mit der Einrichtung verbunden und bewundert den ungebrochenen Einsatz der Pädagogen, für die es oftmals „ohne zusätzliche Beschäftigung zum Leben nicht reicht“, ergänzt Anders. Denn ihr monatliches Einkommen sei aufgrund ausbleibender staatlicher Mittel extrem niedrig und decke die laufenden Kosten nicht. Dies bestätigt auch Marina Shostak, Leiterin und Mitbegründerin der Michaelschule, der das Wohl ihres Teams sehr am Herzen liegt: „Wir möchten unseren Lehrern und Kollegen stabile finanzielle Bedingungen und Vertrauen in die Zukunft schenken, ohne dabei Kompromisse machen zu müssen, was die Klassengröße und somit die pädagogische Qualität betrifft.“ Denn gerade kleine Gruppen von fünf bis zehn Schülern seien notwendig, da nur hierdurch den Bedürfnissen der Kinder mit körperlichen und intellektuellen Entwicklungsproblemen entsprochen werden könne.

Um die Arbeits- und Lebensbedingungen aller Beteiligten mittelfristig zu verbessern und die Gebäudesubstanz zu sichern, unterstützt die SAGST das Zentrum bei der dringend erforderlichen Renovierung sowie der Instandsetzung der entstandenen Wasserschäden. Dazu gehören unter anderem die Erneuerung von Boden-, Wand- und Treppen-Belägen sowie der Austausch defekter Sanitäreinrichtungen. Darüber hinaus sollen die Brandmelde-, Heiz- und Elektronanlagen optimiert und die Deckung der aktuell unbenutzbaren Rollstuhlrampe grundlegend überholt werden. „Hierdurch“, so der SAGST-Projektleiter Michael Anders, „möchten wir die Menschen vor Ort darin bekräftigen, einander auch weiterhin auf solch wertschätzende Weise zu begegnen und an der gemeinsamen Vision einer integrativen Gesellschaft festzuhalten.“