Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Fallverstehen in der Pflege stärken: Ausbildungsbegleitung „ForBild“ in Herdecke

Auszubildende an Flipchart und Tafel
Foto: M. Bertram

2020 wurde mit dem Berufegesetz der Beitrag der Pflege erheblich aufgewertet. Erstmals verantworten Pflegefachpersonen sogenannte Vorbehaltsaufgaben. Dazu zählen zum Beispiel die Pflegebedarfserhebung und die individuelle Interventionsplanung. Auf der anderen Seite verschärfen sich die Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf fortwährend: Starker Zeit- und Kostendruck belasten den Berufsalltag, die Bezahlung ist teilweise schlecht und schon seit Jahren fehlen Fachkräfte. Auch im Bereich der anthroposophischen Pflege ist qualifiziertes Personal rar. Hier kommen zusätzlich u. a. komplementäre Methoden wie Rhythmische Einreibungen, Wickel und Auflagen zum Einsatz. Einer der Ausbildungsorte dafür ist das Dörte-Krause-Institut (DöKI) am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Im Herbst 2020 startete hier das Angebot „ForBild“, das Auszubildende 18 Monate lang insbesondere beim fallorientierten Lernen zur Seite steht.

Pflegeberufe besetzen heute ausgesprochen vielfältige und komplexe Handlungsfelder – ob im Krankenhaus oder im Altenheim, im Bereich der ambulanten Pflege oder der Unterstützung von Menschen mit Assistenzbedarf. Neben der täglichen Routine kommt es regelmäßig zu Situationen, in denen schnelles Entscheiden und Handeln jenseits der Standards geboten sind. Deshalb benötigen Pflegende nicht nur eine hohe Fach- und Methodenkompetenz, sondern sind auch als Persönlichkeiten mit ihren sozialen Fähigkeiten und professioneller Intuition gefragt. Als solche arbeiten sie je nach Setting mit einem Team unterschiedlicher Berufsgruppen zusammen, in deren Perspektiven sie sich möglichst flexibel eindenken können müssen.

Dadurch ergeben sich neue Herausforderungen an die Pflegeausbildung, die angehendes Fachpersonal entsprechend umfassend vorbereiten sollte. Hier setzt das fallorientierte Lernen an, um im theoretischen Unterricht sowie in der praktischen Ausbildung „am Bett“ die Handlungskompetenzen der Pflegenden zu stärken. „Sie brauchen sowohl theoriegeleitetes als auch intuitives Fallverstehen, um ihre Entscheidungen situativ und souverän zu treffen“, erklärt SAGST-Projektleiter Cornelius Sträßer. „Während fallorientiertes Lernen schon länger ein bewährter Teil der theoretischen Ausbildung ist, kommt es in den Praxisphasen häufig zu kurz.“ Viele Auszubildende sind aber genau auf diese Hilfestellungen angewiesen, um sich in die an sie gestellten Anforderungen einzuarbeiten – etwas, das die meisten Ausbildungsstätten aufgrund knapper Ressourcen kaum leisten können. Im Rahmen von „ForBild“ üben die Pflegenden in Ausbildung den Perspektivwechsel in die Sicht des Pflegeempfängers in der Begegnung und lernen, dieses Wissen um das persönliche Krankheitserleben mit den erforderlichen Theoriekenntnissen zu verknüpfen. Erst das ermöglicht eine am Patienten orientierte Versorgung auf hohem fachlichem Niveau.