Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Leistung wahrnehmen statt Behinderung - Regenbogen Arbeit setzt auf Inklusion am Arbeitsplatz

  • Eine Mitarbeiterin aus dem Bereich der Frischkost mit Haarnetz träght eine Kiste
    Fotogalerie: Regenbogen Arbeit, Fotos: Regenbogen
  • Zwei Mitarbeiter bereiten in der Küche Frischkost zu
  • Ein Mitarbeiter schüttet erdige Kartoffeln in eine Schälmaschine

Menschen mit psychischen Erkrankungen ins alltägliche Arbeitsleben und damit auch in die Gesellschaft zu integrieren, darum geht es dem gemeinnützigen Unternehmen Regenbogen Arbeit, das im Raum München insgesamt elf Integrationsbetriebe unterhält. Der Umzug des Frischkost-Betriebes in größere und besser ausgestattete Räumlichkeiten soll Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des ökologisch orientierten Dienstleisters sichern.

„Niemand darf aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden“ – von dieser Forderung in Artikel 3 des Grundgesetzes sind die Zustände in der Arbeitswelt noch weit entfernt. Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen haben es aufgrund ihrer Einschränkungen oft schwer, im Arbeitsleben Fuß zu fassen, gezielte Begleitung und Unterstützung sind nötig, damit sie ihre Fähigkeiten sinnvoll einbringen können. Gelingt dies, ermöglichen regelmäßige und dauerhafte Strukturen nicht nur die Teilhabe am Arbeitsleben und damit wirtschaftliche Eigenständigkeit, sondern wirken auch psychisch stabilisierend.

Vorurteile abbauen, Begegnungen stiften
„Das Thema psychische Erkrankung ist mit vielen Ängsten und Tabus belastet“, weiß auch Elke Seyband, Geschäftsführerin der Regenbogen Arbeit gGmbH. „Es gibt viele Vorurteile und großen Aufklärungsbedarf. Wir sind überzeugt, dass wir am besten im täglichen Umgang dafür sorgen können, dass auch Menschen mit psychischer Erkrankung inmitten der Gesellschaft sichtbar sein dürfen und akzeptiert werden.“ Das Unternehmen setzt deshalb seit über 25 Jahren auf die Macht der Integration: Seit 1989 wurden in elf Betrieben in und um München verschiedene Arbeitsbereiche im Gastronomiebereich und in der Entsorgungsbranche entwickelt, die auf die besonderen Bedürfnissen von Menschen mit psychischen Behinderungen eingehen. Inzwischen beschäftigt Regenbogen Arbeit rund 170 Mitarbeitende. Etwa zwei Drittel sind Menschen mit psychischer Erkrankung, oftmals mit zusätzlicher Suchtproblematik oder anderen gesundheitlichen oder sozialen Problemen.

Einer der Betriebe ist Regenbogen Frischkost. Dort produzieren derzeit knapp 30 Mitarbeitende küchenfertig geputztes und geschnittenes Gemüse und Salate für mehrere Kantinen und einen Großhändler. Schon jetzt beträgt der Anteil der Bioware 70 Prozent, er soll nach Möglichkeit mittelfristig auf 100 Prozent steigen. Doch der Wettbewerb im Dienstleistungssektor findet mit harten Bandagen statt: Der Preisdruck ist hoch, der Mehraufwand für die pädagogische Betreuung der Mitarbeitenden erheblich. Anders als Werkstätten für Menschen mit Behinderung zahlt Regenbogen Arbeit an Ortstarife angepasste Löhne, alle Angestellten sind sozialversichert. „Es ist uns wichtig, uns auf dem allgemeinen Markt der Konkurrenz zu stellen. Nur so haben wir die Chance, öffentlich präsent zu sein und mit jedem Einsatz unser inklusives Modell in die Gesellschaft zu tragen“, unterstreicht Elke Seyband. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investierte Regenbogen Frischkost mit Unterstützung der Software AG – Stiftung in neue Räumlichkeiten und Maschinen. Dank der besseren Ausstattung konnte der Betrieb die Produktion verbessern und die Liefermengen erheblich steigern. Das schafft nicht nur Sicherheit für die bestehenden, sondern auch gute Perspektive für etliche weitere Arbeitsplätze.

Arbeit, die zum Menschen passt
„Wir stellen uns die Frage, ob und wie die Arbeit zum Menschen passt und nicht wie üblich anders herum: der Mensch zur Arbeit“, betont Elke Seyband. Deshalb nimmt das Unternehmen auf individuelle Begabungen, aber auch auf Grenzen und Einschränkungen Rücksicht – und schafft Freiräume, in denen die Mitarbeitenden ihre Produktivität entfalten und entwickeln können. „Für mich ist es extrem wichtig, was zu tun zu haben“, berichtet ein Mitarbeiter. „Wenn ich das nicht mehr hätte, würde ich wahrscheinlich daheim dahinvegetieren. Oder ich wäre in der Klinik. Ich will unabhängig sein, aber das ist auch ein Problem. Wenn die Leistung nicht mehr so da ist, ist es wichtig, dass der Chef auch Nachsicht übt. Mei, perfekt is' ja nix!“

„Ich hatte meine Arbeitsplätze nie länger als ein paar Monate, ich hab nichts durchgehalten“, erzählt eine Angestellte mit langjähriger Drogenerfahrung. „Ich bin sehr froh, dass ich jetzt einen krisensicheren Arbeitsplatz bei Regenbogen habe. Ich weiß, diese Arbeit kann ich bewältigen. Ich will nicht, dass meine Kinder sich für mich schämen müssen. Ich will, dass sie stolz auf mich sind. Deswegen ist feste Arbeit wichtig!“ Für die Mitarbeitenden mit psychischen Einschränkungen ist der direkte, ganz alltägliche Kontakt mit Kunden und Gästen eine große Herausforderung und gleichzeitig wesentliche Grundlage ihrer gesellschaftlichen Teilhabe. „Hier werden sie nicht über ihre Behinderung wahrgenommen, sondern über ihre Leistung!“, unterstreicht Elke Seyband. Sie hofft, dass das Regenbogen-Modell langfristig auch nicht-integrative Wirtschaftsbetriebe zur Schaffung von speziell angepassten Arbeitsplätzen oder integrativen Abteilungen anregt. Die Software AG – Stiftung hat das Konzept der Münchner jedenfalls überzeugt: „Es ist eindrucksvoll, mit welchem Engagement und in welcher Bandbreite Regenbogen dauerhafte Arbeitsplätze für Menschen mit psychischen Erkrankungen schafft“, so Projektleiter Konrad Lampart. „Wir freuen uns, diese Impulse in Richtung einer inklusiven Gesellschaft als Stiftung zu unterstützen. Der Umzug der Frischkost-Verarbeitung war ein wichtiger und folgerichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit dieses Vorzeige-Betriebs weiter zu verbessern.“