Mehr Inklusion im Ausbildungswesen
„Nicht ohne uns über uns“, unter diesem Motto engagiert sich das Kieler Institut für Inklusive Bildung in der Aus- und Weiterbildung. „Wir sind davon überzeugt, dass die aktive Bildungsarbeit von Menschen mit Behinderungen Fach- und Hochschulen, Politik, Verwaltung und Unternehmen stärkt und auszeichnet“, heißt es auf der Website des Instituts, das an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel angesiedelt ist. Dass dieser Ansatz aufgeht, zeigt der Erfolg der weltweit ersten, dreijährigen Vollzeit-Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, deren AbsolventInnen als Lehrende an der Kieler Uni festangestellt sind und in ihren Seminaren Studierende für die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen sensibilisieren. Auf eine bestehende Kooperation mit dem Hochschulstandort Heidelberg sollen weitere folgen – damit qualifizierte Personen mit Behinderungen in Zukunft bundesweit an Hochschulen präsenter werden und ihre Expertise in eigener Sache kompetent vermitteln können.
Mit der aus dem Institut hervorgegangenen gemeinnützigen GmbH „IIB2 Beratung. Bildung. Arbeit.“, die heute den Namen „Deutsches Inklusionszentrum“ trägt, wird außerdem die Beratungsarbeit für inklusive Bildung und Arbeit ausgebaut. Das ist nötig, weil allen Bemühungen für ein inklusives Schulwesen zum Trotz bislang nur wenige junge Frauen und Männer mit Einschränkungen eine reguläre Ausbildung antreten: „Nach wie vor sind die meisten nach der Schule in sogenannten Behindertenwerkstätten tätig“, erläutert SAGST-Projektleiter Markus Kleikemper die Hintergründe des Vorhabens. „Neben den Hochschulen haben auch öffentliche Verwaltungen und Unternehmen großes Interesse, Inklusion im Arbeitsalltag besser zu verankern – doch dafür brauchen wir entsprechende Qualifizierungsmöglichkeiten.“
Deshalb fördert die SAGST die Entwicklung modellhafter Ausbildungswege in fünf verschiedenen Berufsfeldern: Über fünf Jahre werden 30 Personen mit Hilfebedarf in den Bereichen Kita, Pflege, Arbeitsmarkt-Coach, Kommunikation/Digitalisierung und Beratung auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Das Konzept „Triale Ausbildungen durch Leichtes Lernen“ verbindet die Kompetenzen von Personen mit Hilfebedarf mit den Anforderungen der Arbeitgebenden und sichert die erforderliche Teilhabebegleitung. Regionale Fachgruppen vernetzen Menschen mit Behinderungen, Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Teilhabe-Träger. „Dies bedeutet eine entscheidende Erweiterung des üblichen dualen Berufsbildungssystems“, führt Kleikemper weiter aus, der darin einen wichtigen Schritt hin zu mehr Inklusion sieht: „Ähnlich wie beim Modellprojekt für Bildungsfachkräfte entstehen hier Konzepte, die auch andernorts zu mehr Vielfalt und barrierefreiem Miteinander in unserer Gesellschaft führen können.“