Solidarität in Zeiten von Corona: «deinNachbar e. V.» organisiert Unterstützung durch Laienhelfer

Die Corona-Krise in Deutschland weitet sich aus. Was bedeutet die derzeitige Lage für unsere Hilfs- und Pflegebedürftigen? Schon jetzt ist deutlich: Die Versorgungssituation spitzt sich zu – nicht nur in stationären Einrichtungen, die plötzlich weitere Kapazitäten aufbauen müssen, sondern auch im ambulanten Bereich. Hier wird ein großer Teil der Pflege von Angehörigen geleistet, die häufig selbst bereits ein hohes Alter erreicht haben, an Vorerkrankungen leiden und daher ebenfalls zur Risikogruppe gehören. Lediglich rund ein Viertel der drei Millionen Menschen, die in den eigenen vier Wänden versorgt werden, bekommen regelmäßig Beistand durch einen ambulanten Dienst. Hinzu kommen rund sechs Millionen, die noch keinen Pflegegrad haben, aber dennoch im Alltag Hilfe brauchen.
„Angesichts der zu erwartenden Entwicklung im Zuge der COVID-19-Pandemie scheint eine Arbeitsteilung zwischen Fachkräften und Ehrenamtlichen nicht nur sinnvoll, sondern auch unbedingt geboten: Überlastete Krankenhäuser z. B. entlassen Patienten nun früher, um für noch dringendere Fälle schneller freie Ressourcen zu haben“, erklärt SAGST-Projektleiter Christian Wüst. „Vor diesem Hintergrund fördern wir als Stiftung die bundesweite Initiative «deinNachbar e. V.», die in Zeiten von Corona noch stärker als bisher auf die Vermittlung freiwilliger Helfer und die effektive Vernetzung mit Angehörigen sowie ambulanten Pflegediensten setzt.“
Der Verein gibt mit einem Pilotprojekt in München bereits seit 2015 älteren und hilfsbedürftigen Menschen alltagspraktische Hilfestellungen, damit sie trotz Pflegebedarf zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Betreuende Angehörige werden beraten und entlastet, motivierte Hilfskräfte bedarfsgerecht geschult und vermittelt. Neben hoher fachlicher Kompetenz und Erfahrung aller Beteiligten sorgen ausgeklügelte digitalisierte Prozesse für möglichst reibungslose interne Abläufe. Mit einer eigens entwickelten Software filtert das System nach passenden Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige, die nur die Tätigkeiten umfassen, die ihrem geografischen Wunschgebiet, zeitlichen Verfügbarkeiten sowie Interessen und Qualifikationen entsprechen. Die Helfer erhalten die Anfragen per App und können diese digital zu- oder absagen bzw. Gesuche auf einer Karte selbst ausfindig machen. So kommt die benötigte Hilfe innerhalb kürzester Zeit da an, wo sie gerade erforderlich ist.
Schon vor der Krise war es dringend notwendig, den Pflegediensten durch die Stärkung des Ehrenamts unter die Arme zu greifen. Damit die Last der Versorgungslücke in der aktuellen Ausnahmesituation sowie auch danach auf den Schultern von vielen fähigen Laienhelfern verteilt werden kann, wird derzeit ein Team gebildet, das Kommunen und anderen sozialen Organisationen kostenfreien Zugang und Training dafür anbietet sowie Hilfsbedürftige mit den passenden Ehrenamtlern zusammenbringt. Auch Alltagsbegleiter-Schulungen werden digitalisiert und über Video-/E-Learning zur Verfügung gestellt, um möglichst viele Freiwillige auf ihre Aufgaben vorzubereiten und den Qualitätsstandard von «deinNachbar e. V.» zu gewährleisten.