Soziales Lernen in Zeiten des Umbruchs: Jugendschule Strausberg
Die Pubertät ist für die meisten jungen Menschen eine herausfordernde Zeit. Die eigene Identität finden und Ideen für die Zukunft entwickeln – das fällt manchmal schwer. Belastungen wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und andere globale Krisen, aber auch die dynamischen Veränderungen im Arbeitsleben stellen die Heranwachsenden vor viele Fragen. „Niemand kann den Jugendlichen heute einen sicheren Weg in Beruf und Gesellschaft vorausplanen oder gar garantieren“, ist Timo Nadolny, Leiter der Jugendschule Strausberg, überzeugt. „Die Kenntnis eigener Stärken, lösungsorientiertes sowie innovatives Denken und das Bewusstsein der Gemeinschaft sind deswegen enorm wichtig.“ Genau dies will die Montessori Stiftung Berlin zwölf- bis 16-jährigen SchülerInnen des Montessori Campus Berlin Köpenick mit dem Projekt Jugendschule Strausberg ermöglichen. Im brandenburgischen Strausberg, 35 Kilometer östlich der Hauptstadt, liegt die Jugendschule, die gemäß dem Erdkinderplan gestaltet wird, einem im Montessori-Lehrplan vorgesehenen, bisher jedoch nur an wenigen Standorten verwirklichten Konzept für außerschulische Lernorte.
Die Jugendlichen lernen hier, sozial, emotional und wirtschaftlich unabhängig zu werden sowie Verantwortung füreinander und für ihre Umgebung zu tragen. Sie werden in Entscheidungen des Schulalltags und der Entwicklung des Geländes direkt eingebunden und gestalten gemeinsam mit den PädagogInnen ihre Lernumgebung. Dabei können sie ihre Fähigkeiten praktisch erproben, weiter ausbilden und in den Dienst der Gemeinschaft stellen. „Die Jugendschule Strausberg ist eine spannende Antwort auf viele drängende Fragen unserer Zeit“, unterstreicht auch SAGST-Projektleiter Andreas Rebmann. „Sie ist konsequent auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen ausgerichtet. Die Jugendlichen entscheiden eigenverantwortlich, zu welchem Zeitpunkt und über welchen Zeitraum sie den außerschulischen Lernort aufsuchen. Nicht nur dadurch bietet diese Jugendschule eine überzeugende Alternative zu bestehenden Angeboten im freien Schulwesen.“ Ihr Gelände umfasst neben drei großen, renovierungsbedürftigen Bauwerken und mehreren Nebengebäuden auch Obstwiesen, ein kleines Wäldchen sowie einen Teich. Hier werden die Jugendlichen in den nächsten Jahren unter kompetenter Begleitung durch PädagogInnen und Fachleute einen landwirtschaftlichen Betrieb, einen Hofladen sowie eine Herberge aufbauen. In einem ersten Schritt steht jedoch die Errichtung verschiedener Unterkunftsmöglichkeiten und Lehrräume an. Die Software AG – Stiftung unterstützt das innovative Vorhaben beim ökologisch nachhaltigen Innenausbau eines Unterrichtsgebäudes sowie der Gestaltung der Außenanlagen.