Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Umweltfreundliches Bauen und experimentelles Wohnen auf Schloss Tempelhof

Foto des Earthship in der Lebensgemeinschaft Schloss Tempelhof
Foto: L. Küpper

Wie autark wollen wir leben? Wie CO2-neutral möchten wir wohnen? Wie ressourcenschonend können wir bauen? Fragen wie diese gaben vor fünf Jahren den Anstoß zum Bau des deutschlandweit ersten Earthship in der Lebensgemeinschaft Schloss Tempelhof. Sie versteht sich als ein Wohn- und Lebensexperiment, in dem neben neuen Formen des sozialen Zusammenlebens seit 2015 auch das nachhaltige Bauen erprobt wird. Weitere Experimentierfelder sind die solidarische Landwirtschaft, die freie Schule und Bildungsangebote zur Gemeinschaftsentwicklung.

Die Idee des Earthship („Erdenschiff“) geht auf den amerikanischen Architekten Michael Reynolds zurück, der seit den 1970er Jahren mit recycelten Materialien experimentiert. Weltweit entstehen nach seinem Vorbild einzigartige Gebäude, die einem einfachen Prinzip folgen: Gemeinschaftlich erbaut aus sogenannten Zivilisationsabfällen wie Autoreifen, Bierdosen oder Glasflaschen, sind sie auf den sparsamen Verbrauch und die Selbstversorgung mit Energie, Wasser und Nahrung ausgerichtet. Das soll ein autarkes Leben auch abseits der urbanen Versorgungsstrukturen und im Einklang mit der Umwelt ermöglichen – ganz so wie ein Raumschiff, das Astronauten das Überleben im Weltall erlaubt.

In der Lebensgemeinschaft Tempelhof fungiert das Earthship als Versorgungsgebäude für die umliegende Bauwagen- und Jurtensiedlung. Es bietet den Bewohnern eine Küche, ein Bad sowie Gemeinschaftsräume. Mensch, Haus und Umwelt bilden dabei eine enge Einheit, die von sinnvollen Nutzungskreisläufen getragen wird. So wird beispielsweise das gesammelte Regenwasser, das u.a. beim Duschen oder Wäschewaschen zum Einsatz kommt, durch ein „Grauwasser-Pflanzenbeet“ gefiltert. Hier dient es den Pflanzen als Nährstofflieferant. Phosphate und Stickstoff aus biologischen Waschmitteln unterstützen ihr Wachstum. Das gefilterte Wasser wird schließlich für die Toilettenspülung wiederverwendet. Ähnlich sieht es auch bei der Energie- und Wärmeversorgung aus, bei der die Erbauer auf Photovoltaik, Dämmmaterialien und Wärmekreisläufe gesetzt haben.

Begleitet wurde das innovative Bau- und Wohnprojekt von einer Studie der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn, welche die Software AG – Stiftung (SAGST) gefördert hat. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob das Earthship Tempelhof sich als Modell für den ländlichen Raum in Deutschland eignet. „Gerade für Architektur-Studenten und eine zukunftsweisende Wohnbauplanung ist ein solches Konzept hoch interessant, wobei natürlich zu hinterfragen ist, inwieweit die verwendeten Baumaterialien noch zeitgemäß sind. Hier sind neue visionäre Ideen gefragt“, regt SAGST-Projektleiter Andreas Rebmann zum Weiterdenken der Earthship-Idee an.