Weltweiter Waldorf-Austausch – Wal-di.com fördert Vernetzung und Austausch von Waldorfschülern
Neue Freunde im Ausland finden, ein paar Monate oder sogar ein Jahr in einem anderen Land leben und dort zur Schule gehen – viele Jugendliche möchten schon während ihrer Schulzeit die Gelegenheit nutzen, andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Das Online-Portal Wal-di.com bietet Waldorfschülerinnen und -schülern kostenlos die Möglichkeit, weltweit Kontakte zu knüpfen und Gastfamilien zu finden.
Wie finde ich eine Brieffreundin an der Toronto Waldorf School in Kanada? Gibt es eine Möglichkeit, einen Schüleraustausch mit einer Waldorfschule in Norwegen zu organisieren? Wie sieht der Stundenplan an der Michael Oak Waldorf School im südafrikanischen Kapstadt aus? Interkulturelle Begegnungen zwischen jungen Menschen machen Spaß und erweitern den Horizont, deshalb interessieren sich auch an den Waldorfschulen viele Jugendliche für Kontakte oder einen längeren Aufenthalt im Ausland. Eine naheliegende Entwicklung – schließlich ist die Waldorfpädagogik eine internationale Bewegung und mit weltweit über 1000 Schulen auf allen Kontinenten präsent. Die Suche nach passenden Gastfamilien und Austauschschülern gestaltet sich allerdings manchmal schwierig: Zwar pflegen viele deutsche Schulen Partnerschaften mit ausländischen Schulen, doch das Angebot ist meist begrenzt. Der größte Teil der Auslandsaufenthalte wird deshalb über Agenturen vermittelt, die häufig wenig flexibel und zudem sehr kostspielig sind.
In Zeiten der digitalen Vernetzung eine geradezu anachronistische Situation. Das fanden auch Anke und Andreas Patzelt, ehemalige Eltern an der Rudolf Steiner Schule Lüneburg: Sie machten sich Gedanken über ein Online-Portal, das den weltweiten Austausch unkompliziert und dennoch sicher ermöglichen sollte. Die beiden Grafik-Designer sprachen mit Schülerinnen und Schülern, mit deren Eltern, aber auch Schulverantwortlichen über die jeweiligen Bedürfnisse und entwickelten die Plattform „Waldorf direct community“, kurz „Wal-di.com“. Damit der Wunsch nach einem Schüleraustausch nicht an finanziellen Hürden scheitert, legten die Entwickler Wert darauf, dass die Jugendlichen das Portal kostenlos nutzen können. Wichtig: Anders als bei kommerziellen Netzwerken wie Facebook und Co. herrschen hohe Privatsphäre-Standards, Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Zusätzliche Sicherheit entsteht dadurch, dass sich die Schulen offiziell registrieren und die Namen der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler verifizieren müssen.
Den Begriff „Austausch“ greifen die Macher der Seite bewusst weit: „Es geht nicht primär darum, seine Sprachkenntnisse zu perfektionieren und dafür einen Austauschplatz in England oder Amerika zu ergattern“, betont Anke Patzelt. „Durch den Austausch mit anderen Jugendlichen auf der ganzen Welt können die jungen Leute Einblicke in andere Kulturen, Denkweisen und das Alltagsleben in anderen Ländern und anderen Waldorfschulen gewinnen“, ergänzt Andreas Patzelt. „Gerade in der jetzigen Zeit ist dies eine wunderbare Möglichkeit, Schranken und Vorurteile abzubauen, neue Bekannte und Freunde zu gewinnen und Menschen auf der ganzen Welt dauerhaft miteinander zu verbinden.“ Das kann auf vielerlei Arten geschehen: Durch Brieffreundschaften ebenso wie durch kürzere oder längere Gastaufenthalte. Seit 2015 ist die Website auf Deutsch und Englisch online. Derzeit haben sich rund 120 Schulen registriert (Stand Januar 2016). Den größten Anteil stellen bisher europäische Schulen, doch auch Schulen aus Nord- und Südamerika, Afrika und Australien sind vertreten.
Um ein solches Projekt professionell umzusetzen, brauchten die Initiatoren jedoch starke Partner. Neben dem Bund der Freien Waldorfschulen unterstützt deshalb die Software AG – Stiftung die innovative Plattform. „Die Waldorfbewegung blickt auf eine lange Tradition der gegenseitigen Unterstützung und internationalen Vernetzung zurück. Es scheint nur folgerichtig, mit einem Portal wie Wal-di.com die Möglichkeiten der digitalen Technik zu nutzen, um diese Entwicklung im Bereich des Schüleraustauschs fortzuführen“, meint Andreas Rebmann, der das Projekt für die Software AG – Stiftung begleitet. „Wenn sich Schülerinnen und Schüler auf diese Weise verbinden, erweitern sie ihren Horizont, außerdem rücken sich durch diese persönlichen Kontakte auch die Waldorfschulen weltweit näher. Darin sehen wir als Stiftung einen zukunftsträchtigen, sozialen Keim, der Unterstützung verdient.“ Auch wenn die Anschubfinanzierung durch Bund der Waldorfschulen und Software AG – Stiftung erfolgt ist, wird der dauerhafte Erfolg des Projektes von weiteren Unterstützern abhängig sein.