WHO veröffentlicht Benchmarks für Anthroposophische Medizin
2014 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekannt gegeben, traditionelle und komplementäre Medizinkonzepte gezielt in die Gesundheitssysteme einbinden zu wollen. In diesem Rahmen wurden bereits Ausbildungsstandards für verschiedene etablierte Verfahren wie Ayurveda oder Traditionelle Chinesische Medizin entwickelt. Nun veröffentlichte die Organisation global gültige Standards – sogenannte Benchmarks – erstmals auch für die Anthroposophische Medizin. Sie beschreiben Zugangskriterien zu den Ausbildungen, ihrer Dauer sowie den Inhalten und belegen die internationale Relevanz der Anthroposophischen Medizin. Der Veröffentlichung ging ein mehrjähriger Prozess voraus, in dem ExpertInnen die Ausbildungsgänge für Anthroposophische Medizin nach WHO-Kriterien abbildeten und fast 90 internationale ExpertInnen die Benchmarks in einem Peer-Review-Verfahren begutachteten. Die Anthroposophische Medizin wurde hierbei von der Internationalen Vereinigung Anthroposophischer Ärztegesellschaften (IVAA) vertreten, die dazu mit der Medizinischen Sektion am Goetheanum (Schweiz) zusammenarbeitete. Eine zentrale Rolle übernahm dabei der anthroposophische Kinder- und Jugendarzt Dr. Tido von Schoen-Angerer, der u. a. über langjährige Erfahrungen bei internationalen Einsätzen der Non-Profit-Organisation Ärzte ohne Grenzen verfügt und bereits mehrfach als Fachmann in WHO-Gremien tätig war.
„Da immer mehr Länder Richtlinien für traditionelle, komplementäre und integrative Medizin definieren, hat die WHO die Benchmarks für Anthroposophische Medizin als Referenzpunkte entwickelt. An diesen können sich politische Entscheidungsträger, Mitarbeitende im Gesundheitswesen und Ausbildungseinrichtungen orientieren”, sagt Dr. Kim Sungchol, Leiter der Abteilung für traditionelle, komplementäre und integrative Medizin bei der WHO. Da die Anthroposophische Medizin einen interdisziplinären Ansatz verfolgt, gelten die neuen Ausbildungsstandards für alle Gesundheitsberufe wie ÄrztInnen, TherapeutInnen, PharmazeutInnen und die Pflege. „Wir sind bereit, jedes Land dabei zu unterstützen, die WHO Ausbildungsstandards in die jeweils gültigen nationalen Aus- und Weiterbildungsordnungen zu implementieren”, erklärt Dr. Thomas Breitkreuz, IVAA-Präsident und Ärztlicher Leiter des Paracelsus Krankenhauses in Unterlengenhardt. „Das ist eine großartige Möglichkeit, noch mehr Menschen einen Zugang zu hochwertiger anthroposophischer Gesundheitsversorgung zu bieten.”