Besonnene Anlage-Strategie und „ein bisschen Glück“: SAGST-Vermögensmanagement blickt trotz Corona-Krise auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück

Titelseite des Förder- und Finanzberichts

An den Finanzmärkten war Anfang 2020 oft vom „Schwarzen Schwan“ die Rede. Börsenexperten bezeichnen damit sehr unwahrscheinliche Ereignisse, die weitreichende Konsequenzen haben und ohne Vorwarnung eintreten – so wie die Corona-Pandemie, die vor allem im Februar und März zu größeren Kursverlusten führte, über Monate für heftige Turbulenzen an der Börse sowie in der Realwirtschaft sorgte und Aktienindizes um mehr als 30 Prozent einbrechen ließ. Von ihren finanziellen Folgen wurden auch viele Stiftungen infiziert, die durch eine lange Phase sinkender Zinsen bereits vor Covid-19 deutlich geschwächt waren. Wie die Software AG – Stiftung (SAGST) dieses herausfordernde Jahr erlebt hat und welche Anlage-Strategie in der Krise verfolgt wurde, erläutert Finanzvorstand Markus Ziener im Interview anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Förder- und Finanzberichts.

Herr Ziener, die SAGST hat 2020 knapp sieben Millionen Euro weniger für ihre Stiftungszwecke ausgegeben als im Vorjahr. Hat das etwas mit der Corona-Pandemie zu tun?
Markus Ziener: Wir hätten 2020 durchaus wesentlich mehr Projekte bewilligen können, aber Covid-19 hatte natürlich auch Einfluss auf die (Antrags-)Tätigkeit unserer Projektpartner, die sich erstmal auf die neue Situation einstellen, geplante Aktivitäten teilweise absagen oder sich um die Aufrechterhaltung bzw. Neugestaltung ihrer Angebote kümmern mussten. In diesen Zusammenhängen haben wir 2020 auch Notfallhilfe geleistet und z. B. das freie Schulwesen in der Schweiz, in Frankreich, Italien oder Österreich unterstützt, wo Corona spürbare Rückgänge bei den Elternbeiträgen und in der Folge großen Existenzdruck für die betreffenden Einrichtungen bedeutet hat. Einer nachlassenden Finanzkraft der Stiftung sind die rückläufigen Auslagen in jedem Fall nicht geschuldet. Denn gemessen an der tiefgreifenden Krise, die wir im letzten Jahr überall – nicht nur an den Finanzmärkten – durchmachen mussten, haben wir eine sehr gute Performance über alle Vermögensklassen hinweg hingelegt.

Wie ist es der SAGST gelungen, so gut durch die Krise zu kommen?
Markus Ziener: Das verdanken wir unserer Anlage-Strategie, die darauf ausgelegt ist, unsere Investments in den Segmenten Kapitalmarkt, Unternehmensbeteiligungen und Immobilien gut auszubalancieren, um Clusterrisiken zu minimieren; und natürlich auch ein Stück weit unserer Vermögensmasse, mit der wir ganz anders agieren können als kleinere Stiftungen und die wir z. B. in Immobilen direkt investieren. Das steigert die Rendite. Außerdem arbeiten wir bei unserem Spezialfonds Prisma mit einer Stopp-Loss-Order, die bei Unterschreiten gewisser Zielkurse die Papiere automatisch verkauft. Die dadurch frei gewordenen Mittel wurden nach einem lukrativen Zwischeninvestment in Gold später reinvestiert. Beim Wiedereinstieg hatten wir dann auch ein bisschen Glück mit dem Timing. Zudem konnten wir mit allen Unternehmensbeteiligungen Dividenden generieren.

Mit 405 Millionen Euro ist die SAGST im Immobilienbereich investiert. Dieser gilt als besonders risikoarm. Trifft das auch auf die Corona-Zeit zu?
Markus Ziener: 2020 glaubten manche, der Immobilienmarkt werde stärker unter der Pandemie zu leiden haben als unter der globalen Finanzkrise vor zwölf, dreizehn Jahren. Von den zu erwartenden Mietausfällen und Liquiditätsengpässen seien gerade Privatvermieter und kleinere Eigentümer betroffen. Mittlerweile rechnet man mit negativen Einschlägen nur punktuell: Denn das Homeoffice stellt natürlich durchaus eine Gefahr für Gewerbeimmobilien und Büroeinheiten dar. Das trifft uns aber nicht unvorbereitet. Wir setzen auf sogenannte Multi-Tenant-fähige Objekte, also kleinteiligere Bürokomplexe, um nicht nur von einem einzigen Mieter abhängig zu sein. Wir bewegen uns im Übrigen schon seit Jahren strategisch sowohl im Gewerbe- als auch im Wohnsegment. Aktuell liegen wir noch bei rund 57.000 Quadratmetern Gewerbe und circa 55.000 Quadratmetern Wohnen. Perspektivisch wollen wir den Anteil der Gewerbeimmobilien weiter zurückfahren.