Impulse für die Zukunft der Vermögensanlage: Zur Anlagestrategie der SAGST

Im August 2023 ist mit SAGST explizit zum siebten Mal der Förder- und Finanzbericht der Software AG – Stiftung (SAGST) erschienen. Darin zeigt sie für das zurückliegende Geschäftsjahr in Zahlen und Fakten nicht nur auf, wie die Erträge ihres Vermögens zur Erfüllung des Stiftungszwecks verwendet wurden, sondern gibt auch Einblicke in ihre Anlagestrategie. Welche Rolle dafür Immobilien, erneuerbare Energien und ein Spezialfonds für Nachhaltigkeit spielen, schildert Finanzvorstand Markus Ziener im Interview.

Herr Ziener, vielfach liest man, das Jahr 2022 hätte eine Zeitenwende auch am Immobilienmarkt eingeläutet. Haben steigende Bauzinsen und die wachsende Inflation das Investitionsverhalten der SAGST grundlegend verändert?
Markus Ziener: Aus der Motivation heraus, unsere Vermögenswerte gesund ausbalancieren und ausgewogen auf mehrere Anlageklassen verteilen zu wollen, haben wir vor acht Jahren begonnen, den Immobilienbestand der Stiftung aufzubauen. Dabei haben wir über weite Strecken von verhältnismäßig günstigen Langfristkrediten sowie stabilen Renditen – auch in Krisenzeiten – profitieren können und blicken heute auf einen Bereich, der sich entlang sozialökologischer Kriterien mit einem immer stärkeren Fokus auf Wohnimmobilien nach Plan entwickelt hat. Die Zielgröße, die wir 2015 für Investments in Immobilien, aber auch Unternehmensbeteiligungen und Anleihen im Auge hatten, lag bei rund 500 Millionen Euro und wird nach erfolgreichem Abschluss unseres letzten Bauprojekts Ende 2024 erreicht sein. Seine Finanzierung fiel genau in die Zeit sich rasant verändernder ökonomischer Rahmenbedingungen, sodass wir uns dazu entschieden haben, diese Investition mit Eigenkapital zu bestreiten und nicht wie zuvor über Darlehen. Konkret wollen wir zu diesem Zweck zwei Gewerbeimmobilien aus unserem Bestand veräußern und in den Neubau eines nachhaltigen Wohngebäudes in Frankfurt-Riedberg reinvestieren.

Lassen sich Ihre langjährigen Erfahrungen aus dem Immobiliensektor auch auf andere Anlagebereiche übertragen?
Markus Ziener: Neu eingestiegen sind wir – als Konsequenz unserer Nachhaltigkeitsstrategie – 2022 in Investments im Feld der erneuerbaren Energien und haben verschiedene Beteiligungen an entsprechenden Unternehmen rund um Solartechnik, Windkraft und Energiespeicher geprüft. Wie auch bei Immobilien kann hier eine große Wertschöpfungstiefe erzielt und neben dem Teil- auch ein Kompletterwerb realisiert werden. Der Markt ist jedoch recht eng. Auch das hat er mit dem Immobiliengeschäft gemeinsam, auf dem es unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten noch vor rund fünf Jahren nur wenig geeignete Investitionsobjekte gab. Daher suchen wir europaweit nach unterschiedlichen Anlageformen und wollen mehrere Kraftwerke unter einem Fonds bündeln, ganz ähnlich wie unser Spezialfonds bei der GLS-Bank-Tochter GLS Investments das für nachhaltige Unternehmensbeteiligungen tut.

Wie hat sich dieser Nachhaltigkeitsfonds 2022 entwickelt?
Markus Ziener: Wenn man einen Fonds neu auflegt, sollte man ihm zur Beurteilung seiner Performance mindestens drei Jahre Zeit geben. Unser Spezialfonds, der mittlerweile rund 100 Unternehmen umfasst, ist heute erst 15 Monate alt. Dafür hat er sich gemessen an MSCI World oder DAX 40 gut geschlagen – aber natürlich mit einer negativen Rendite, die unter den gegebenen gesamtwirtschaftlichen Voraussetzungen zu erwarten war.

Welche Nachhaltigkeitskriterien legt die SAGST im Rahmen des Fonds und darüber hinaus zugrunde?
Markus Ziener: Die Fondsmanager bei der GLS Investments investieren ausschließlich in Unternehmen, die ökologische, soziale und ethische Aspekte in ihre Geschäftspraktiken integrieren sowie dadurch einen positiven Einfluss auf Mensch und Umwelt haben. Ihr und unser Ziel ist es, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten bzw. aktiv zu unterstützen, indem Investitionen in die richtige Richtung gelenkt werden. Auch außerhalb des Fonds stellen wir uns vor jeder neuen Kapitalanlage deshalb die Frage, in welcher Welt wir morgen leben möchten, welche Nahrungsmittel wir z. B. zu uns nehmen wollen, wie das Umfeld aussehen soll, in dem wir wohnen, und wodurch wir unsere Energie zu beziehen wünschen. Diese Zukunftsbilder sind für uns ein erstes Grundgerüst für ein Nachhaltigkeitscontrolling, das langfristig bei der SAGST etabliert werden soll – nicht, um irgendein Siegel anzustreben, sondern um mit Fördertätigkeit und Vermögensanlage gleichermaßen heilsame Impulse für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft anstoßen zu können.