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Lernen und Leben zu Pandemie-Zeiten: Digitale Medien verantwortungsvoll einsetzen

Kind mit Tastatur
Foto: C. Fischer

Knapp elf Millionen Schülerinnen und Schüler sind bundesweit seit Mitte März im „Home-Office“. Für einen Großteil von ihnen findet das Lernen während der Corona-Pandemie isoliert vom Klassenverband in den eigenen vier Wänden statt. Häufiger Begleiter von Unterricht und Freizeit: digitale Medien, mit denen die Heranwachsenden – nicht nur in der aktuellen Ausnahme-Situation – erst lernen müssen, verantwortungsvoll umzugehen. Bildschirmfreie Zeiten inklusive.

Die Mehrheit der Haushalte in Deutschland ist technisch voll ausgerüstet: TV, Internet, Handy und vieles mehr gehören zur Grundausstattung. Das Fernsehen stellt dabei nach wie vor die beliebteste Freizeitaktivität von Eltern und ihren Kindern dar. Rund 70 bis 90 Minuten täglich sitzen alleine die Sechs- bis Dreizehnjährigen durchschnittlich vor diesem Gerät. Ganz zu schweigen von der Zeit, die sie am Mobiltelefon oder der Spielekonsole verbringen, welche rund die Hälfte dieser Altersgruppe bereits ihr Eigen nennt.

Seit die Bildungseinrichtungen zur Eindämmung der Pandemie deutschlandweit ihre Pforten geschlossen haben, nimmt die Rolle der Bildschirmmedien im Alltag weiter zu. Immer mehr Schulstunden werden nun mit Hilfe von Laptop, Web-Kamera und Mikrofon über das Internet abgehalten. So sind Schul-Cloud, Online-Seminare und digitale Lernplattformen für die meisten Heranwachsenden inzwischen zur täglichen Gewohnheit geworden. Hinzu kommt, dass sich Kinder und Jugendliche zu Hause nun verstärkt selbst beschäftigen müssen, damit die Erwachsenen ihren beruflichen Verpflichtungen nachgehen können. Nicht selten gerät der Gebrauch des Computers und der Konsum von Videospielen etc. hierbei aus dem Blickfeld. Denn die digitalen Angebote von Unterhaltungsindustrie und Bildungswirtschaft verlocken zur Dauernutzung und bedeuten für viele Eltern auf den ersten Blick eine scheinbare Entlastung.

„Dabei kann ein solches Bildschirmerlebnis niemals die soziale Interaktion mit einem realen Gegenüber wie dem Lehrer oder Eltern ersetzen“, betont Prof. Dr. Paula Bleckmann. Die promovierte Biologin und Waldorflehrerin ist seit 2015 Professorin für Medienpädagogik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Durch ihre langjährige Forschungs- und Beratungstätigkeit zum Thema „Medienmündigkeit“ weiß die dreifache Mutter um Chancen und Risiken der modernen Technik, die gerade auf jüngere Kinder eine vollkommen andere Wirkung entfaltet als auf Erwachsene. „Um autonom und angemessen mit unseren heutigen Medien umgehen zu können, benötigt es innere Reife, eine gefestigte Persönlichkeit und die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion“, so Bleckmann. Und dazu zähle auch, rechtzeitig ausschalten zu können. In diesem Zusammenhang rät die Professorin – gerade im neuen ungewohnten Alltag – zu einer gleichbleibenden Tagesstruktur und festen Ritualen, die von Kindern wie Eltern verbindlich eingehalten werden. Denn viel wichtiger als das virtuelle Erleben sei es, regelmäßige Familienzeiten analog zu gestalten, etwa durch gemeinsame Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft oder beim Lesen, Basteln und Spielen.

In ihrem aktuellen Forschungsprojekt zur „Medienerziehung an reformpädagogischen Bildungseinrichtungen“ entwickelt Bleckmann – unabhängig von Corona – alternative Konzepte für Kindergärten und Schulen, die auch ohne digitale Medien auskommen. Gemeinsam mit Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern und Kindern werden hierbei zukunftsfähige Ansätze für die Praxis erarbeitet. „Die umfassende Qualifizierung von Fachkräften und die Etablierung eines Modells zur medienpädagogischen Elternarbeit sind ein ganz zentrales Anliegen“, erläutert Prof. Dr. Dirk Randoll. Der Erziehungswissenschaftler ist Projektleiter bei der Darmstädter Software AG – Stiftung (SAGST), die das auf drei Jahre angelegte Vorhaben sowie weitere wissenschaftliche Untersuchungen in diesem Bereich schwerpunktmäßig unterstützt. „Durch geeignete, altersadäquate Methoden sollen Kinder und Jugendliche zu echten Medien-Meistern heranreifen“, führt Randoll aus. Dies geschehe, indem ihnen Lernwege für einen aktiven und selbstbestimmten Umgang aufgezeigt würden. Dazu gehöre auch, die mit der Digitalisierung verbundenen Vorzüge und potentiellen Gefahren gegeneinander abwägen zu können und den Menschen als Ganzes mit all seinen Fähigkeiten, seiner Empathie und Kreativität nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie Eltern die Familienzeit insbesondere in der Corona-Krise gesund und im Sinne der Medienmündigkeit positiv gestalten können, darüber informiert eine Allianz von acht Organisationen für Kindergesundheit auf ihrer Website. Hier gibt es auch die Möglichkeit zur Anmeldung für einen Newsletter mit vielen praktischen Tipps für den Familienalltag. Versandt wird dieser von „ECHT DABEI – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“, dem von Prof. Dr. Paula Bleckmann entwickelten Präventionsprogramm für Kindergärten und Grundschulen.