Wirksensorik: Essen fühlen

Teststation mit verschiedenen Lebensmitteln auf Tellern
Foto: C. Fischer

Dass verschiedene Nahrungsmittel nicht nur vielfältige Geschmackserfahrungen verschaffen, sondern auch höchst unterschiedlich auf unser Befinden wirken, ist kein Geheimnis: Nach dem Genuss eines üppigen Nudelauflaufs fühlen wir uns anders als nach einem Teller Salat, eine säuerlich-spritzige Orange hinterlässt nicht nur im Mundraum andere Eindrücke als eine süße Erdbeere. Diesem Erleben „hinter dem Geschmack“ spürt die Wirksensorik nach, eine noch junge wissenschaftliche Methode der achtsamen Lebensmittelverkostung, die nach den Effekten von Lebensmitteln auf das körperliche und emotionale Befinden fragt.

Seit 2016 hat Dr. Uwe Geier die von ihm begründete Methode unter dem Dach der WirkSensorik GmbH in Darmstadt weiterentwickelt und eine darin geschulte Prüfgruppe aufgebaut. Der Wissenschaftler ist auch Leiter der Qualitätsentwicklung am Forschungsring e. V., einem unabhängigen Forschungsinstitut im Bereich des ökologischen und biodynamischen Landbaus in Deutschland. Die Prüfgruppe nutzt das von Geier konzipierte „Empathic Food Testing“, um z. B. Vergleiche und Untersuchungen einzelner Lebensmittel vorzunehmen – ein Angebot, das insbesondere Bio-Hersteller und -Handel aufgreifen, um die Qualität ihrer Produkte noch besser kennenzulernen und ggf. optimieren zu können. So setzt u. a. der Verein Kultursaat das Verfahren bei der umfassenden Bewertung neu gezüchteter Gemüse- oder Getreidesorten ein. „Doch auch KonsumentInnen profitieren von einer solchen achtsamen Lebensmittelverkostung, weil sie die Ernährungskompetenz fördert“, ist Geier überzeugt.

Um den Ansatz bekannter zu machen und mehr Interessenten zu erreichen, werden seit 2021 mit finanzieller Unterstützung der Software AG – Stiftung nun auch Wirksensorik-TrainerInnen ausgebildet. Die ersten zwölf Absolventinnen konnten das Schulungsprogramm Ende 2021 erfolgreich abschließen, darunter mehrere ErnährungsberaterInnen und ÖkotrophologInnen, aber auch ein Wassersommelier. „Besonders freut es mich, dass der größte Teil der Teilnehmenden in Zukunft selbst Kurse geben will und die Wirksensorik dadurch weitere Zielgruppen auch außerhalb des biodynamischen Netzwerks erreichen könnte“, sagt Geier. „Mittelfristig soll auf diese Weise ein bundesweites TrainerInnen-Netzwerk entstehen, aus dem auch eine zweite Prüfgruppe gebildet werden könnte.“