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Akademischen Dialog fördern: Erster Stipendiat des Graduiertenkollegs Waldorfpädagogik legt Promotionsschrift vor

Studierende des Graduiertenkollegs im Gespräch
Foto: N. Bunke

Obwohl die Waldorfpädagogik zu den erfolgreichsten reformpädagogischen Ansätzen zählt und sich weltweit starker Nachfrage erfreut, spielt sie im wissenschaftlichen Diskurs bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn will dies ändern: Es fördert jeweils für drei Jahre Promotionsvorhaben, die insbesondere die pädagogische Praxis der Waldorfschulen erforschen und damit unabhängig von Weltanschauungsfragen in einen erziehungswissenschaftlichen Dialog mit anderen Positionen treten. Von den derzeit sieben StipendiatInnen des Programms konnte nun der erste Doktorand seine Arbeit abschließen und erfolgreich verteidigen. Frank Steinwachs legte Prof. Dr. Nine Miedema von der Universität des Saarlandes seine Promotionsschrift vor, mit deren Veröffentlichung ihm die Doktorwürde verliehen wird.

In seinem Forschungsprojekt untersucht er die literaturdidaktischen Grundlagen des Deutschunterrichts an Waldorfschulen vor allem in der 11. Klasse, in der die Auseinandersetzung mit dem mittelhochdeutschen Epos „Parzival“ auf dem Lehrplan steht. Das Werk ist nicht nur Ausgangspunkt für die literatur- und sprachwissenschaftliche Betrachtung, sondern eignet sich mit Blick auf die biografische Situation der SchülerInnen auch inhaltlich in besonderer Weise als Unterrichtsstoff. In einer Lebensphase, in der sie selbst um Orientierung ringen, bietet ihnen der mittelalterliche Text überraschend viele Anknüpfungspunkte: Anhand Parzivals Schicksal können die Jugendlichen zeitlose Fragen zu Identität und Selbstbestimmung diskutieren und sich mit Themen wie Erziehung, Liebe und der Suche nach dem Lebenssinn auseinandersetzen.

Am Graduiertenkolleg schätzt Steinwachs die große fachliche Bandbreite des Kollegiums, das aus ProfessorInnen verschiedener Hochschulen – u. a. in Rostock, Passau, Oldenburg oder Leipzig – besteht. „Das hat den Austausch fruchtbar erweitert, weil wir uns nicht mit internen und vermeintlichen Selbstverständlichkeiten zufriedengeben konnten“, schreibt er in einem Abschlussbericht. „Dadurch entstand für mich eine erweiterte und übergreifende akademische Perspektive, die mir nach 17 Jahren Berufserfahrung – auch als Dozent in der Lehrerbildung – neue Blickweisen auf eine erziehungswissenschaftlich und fachdidaktisch betrachtete Waldorfpädagogik ermöglichte.“

Finanziert wird das Programm von der SAGST, der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und der Firma Stockmar. „Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik ist ein wichtiger Schritt, um die in der Praxis vielfach bewährte Waldorfpädagogik auch akademisch anschlussfähig zu machen“, erklärt SAGST-Vorstand Achim Grenz. „Nicht zuletzt erhoffen wir uns dadurch, den Hochschulnachwuchs für eine wissenschaftliche Tätigkeit zu interessieren und damit auch die Voraussetzung für zukünftige Habilitationen bzw. Professuren im Bereich der Waldorfpädagogik zu schaffen.“

Mehr zum Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik:
Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik wurde 2015 an der Alanus Hochschule ins Leben gerufen. Es dient der Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen innerhalb der Waldorfpädagogik und hat sich zum Ziel gesetzt, Forschungsfragen aus diesem Bereich systematisch aufzugreifen, zu verfolgen und dadurch in die akademische Auseinandersetzung zu integrieren. Das Kolleg vergibt Promotionsstipendien in Höhe von max. 1.500 Euro pro Monat und begleitet DoktorandInnen für drei Jahre nicht nur finanziell, sondern auch mit Studienveranstaltungen, Kolloquien und wissenschaftlichen Fortbildungen. „Die Stipendiatinnen und Stipendiaten“, unterstreicht Prof. Dr. Jost Schieren, Leiter des Graduiertenkollegs, „erhalten auf diese Weise eine gezielte inhaltliche Unterstützung, um ihr waldorfpädagogisches Dissertationsthema im Kontext der akademischen Erziehungswissenschaften zu diskutieren. Neben den derzeit laufenden können noch etwa zehn weitere Stipendien vergeben werden.“

https://www.graduiertenkolleg-waldorfpaedagogik.de/