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Bildung und Bindung in Corona-Zeiten: Darmstädter DWS macht sich auch im fünften Durchgang stark für Familien

DWS-Team bei Aufnahmefest (vor Corona)
Foto: Diakonisches Werk Darmstadt-Dieburg

Als Bildungsprojekt für die ganze Familie versteht sich das Diesterweg-Stipendium (DWS) Darmstadt. Das zweijährige Programm begleitet bereits seit acht Jahren Grundschulkinder während des Übergangs auf weiterführende Schulen und unterstützt auch ihre Eltern sowie Geschwister.

In diesem Herbst ist das DWS nun in eine neue Runde gestartet. Im Interview schauen die Verantwortlichen vom Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg zurück auf einen besonderen vierten Durchgang in Zeichen von Corona und geben Einblicke in den Ablauf des gerade begonnenen Familienstipendiums.

Das DWS ist Bildungs- und Bindungsprojekt zugleich. Wie war es möglich, an diesem Konzept während der Pandemie festzuhalten?

Dr. Ulrike Landzettel: Verbindlichkeit ist etwas, das für das Diesterweg-Stipendium schon vor Covid-19 von zentraler Bedeutung war. Sie gilt für beide Seiten: sowohl für uns als Projektteam, das in einer festen Konstellation den Viert- bzw. FünftklässlerInnen sowie ihren Eltern und Geschwisterkindern zwei Jahre lang zur Seite steht, als auch für die Teilnehmenden, die sich für die Programmdauer als Familie dazu verpflichtet haben, die Angebote des DWS regelmäßig am Wochenende wahrzunehmen. Gerade während der Pandemie, in der viel Vertrautes weggebrochen ist und es keine Planungssicherheit gab, war es für die Diesterweg-Familien ganz entscheidend zu wissen, dass das DWS Bestand hat und sie in dieser Stresssituation mit einer z. T. verwirrenden Informationsflut, Homeschooling und wenigen Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder nicht alleine lässt.

Murat Uzunkavak: Gelungen ist uns dies über die sozialen Medien, Videokonferenzen oder das Telefon sowie auch mit individuellen Beratungsterminen bei uns im Muckerhaus. Als Basisstation für das DWS ist es seit Beginn des Programms ein Fixpunkt für die Familien.

Almut Siodlaczek: Wir sind sehr froh, dass wir hier im September und Oktober auch den Auftakt mit den Familien des neuen Durchgangs feiern konnten – in zwei Teilgruppen statt als großes Aufnahmefest für alle Familien, aber immerhin.

War es im fünften Durchgang schwieriger, Familien für das DWS zu begeistern, als in den früheren Jahren?

Murat Uzunkavak: Wir hatten schon das Gefühl, dass sowohl die Schulen als auch die Eltern erschöpft sind durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen zusätzlichen Aufgaben. Trotzdem sind diesmal wieder 15 Familien mit dabei, die alle eine große Offenheit und ein Interesse an der gemeinsamen Bildungsreise haben. Im Rahmen von Probefamilientagen, die an zwei Samstagen und in kleinerer Runde als üblich stattgefunden haben, konnten sie einen Einblick in das Programm gewinnen und den Ort, das Team sowie die anderen Familien kennenlernen.

Dr. Ulrike Landzettel: Als wir im vierten Durchgang aufgrund von Corona das Programm in den virtuellen Raum verlagern bzw. in hybride Formate transferieren mussten, standen die Kontakte zu den Familien bereits. Neue Familien zu gewinnen und dabei der Zielgruppe erstmals bzw. ausschließlich online zu begegnen, ist dagegen weitaus schwieriger.

Almut Siodlaczek: Deshalb haben wir uns für die potenziellen Familien des fünften Durchgangs im Vorfeld sehr viel Zeit genommen. Die klassischen Elterninformationsabende, die wir normalerweise immer in den Schulen abhalten, konnten wir in dieser Form ja nicht durchführen, sondern haben stattdessen Gespräche eins zu eins geführt und die Familien eingeladen zu Videokonferenzen bzw. hier ins Muckerhaus.

Dr. Ulrike Landzettel: Es war eine Herausforderung für die Familien und auch für uns, den Weg ins Digitale zu schaffen. Umso wesentlicher ist es für uns, jetzt im neuen Durchgang wieder in direkten Kontakt zu gehen. Die Arbeit in Kleingruppen und die digitalen Formate werden wir weiterhin nutzen, da sich damit auch neue Möglichkeiten bieten.

Worin bestehen diese?

Almut Siodlaczek: Ich vermisse sehr die Momente, in denen alle Familien z. B. zum gemeinsamen Frühstücken zusammenkommen. Trotzdem habe ich durchaus auch Vorteile beim neuen Format beobachten können, z. B. dass sich Personen, die sich sonst eher zurückhalten, in kleineren Gruppen schneller und öfter zu Wort melden.

Murat Uzunkavak: Voraussetzung dafür ist natürlich, dass bei den virtuellen Formaten auch visuelle Mittel und Methoden zum Einsatz kommen, die helfen, Sprachbarrieren zu überwinden, und natürlich braucht es auch die nötige Technik sowie eine entsprechende digitale Grundbildung. Bei uns im Durchgang gibt es Familien, die sehr fit sind, und andere, die über wenige Kenntnisse verfügen. Für uns ist es vor diesem Hintergrund sehr interessant zu sehen, wie sich die Teilnehmenden gegenseitig unterstützen können.

Dr. Ulrike Landzettel: Wie wichtig die Ausstattung mit Endgeräten ist, haben wir in den letzten Monaten gesehen. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr froh, dass die Maria-Streibich-Stiftung die aktuellen DWS-Familien mit einem Drucker und einem Laptop ausstattet. Damit richtig umzugehen, haben alle Kinder ab neun Jahren – das heißt die Viertklässler*innen und ihre älteren Geschwister – in einem Ferienprojekt gelernt, das nach dem Aufnahmefest die zweite Station im Rahmen des DWS-Programms bildet. Doch auch die analogen Medien kommen bei uns nicht zu kurz. Wie auch in den früheren Durchgängen wird es – da bleiben wir zuversichtlich – einen Familientag in der Bibliothek geben. Überhaupt sind wir sehr optimistisch, dass wir gut für alles Kommende gerüstet sind. Wir richten uns nach den aktuellen Gegebenheiten und sind – so wie auch die Familien – sehr dankbar für all das, was wieder möglich ist. Wir nehmen gemeinsam die Situation an und machen das Beste daraus.