Die von uns geförderten Projekte sind
unsere Fenster in die Welt.

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Menschen im Mittelpunkt: Interview mit Nana Goebel und Manon Haccius von der Alanus Stiftung

Portraits der Interviewten
Foto: M. L. Hintzenstern / P. A. Killick

In ihren Projekteinblicken wirft die SAGST vor dem Hintergrund der seit vielen Jahren bestehenden Förderpartnerschaft immer wieder einen Blick hinter die Kulissen der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Heute im Fokus: die 2004 gegründete Alanus Stiftung, die seit fast 20 Jahren nicht nur Trägerin der Bildungseinrichtung in der Nähe von Bonn ist, sondern auch das Alanus Werkhaus als Aus- und Weiterbildungszentrum unterhält.

Die Stiftung stellt als Eigentümerin der Liegenschaften am Johannishof und am Campus II (Villestraße) u. a. die erforderlichen Räumlichkeiten für den Hochschulbetrieb zur Verfügung, sie begleitet und berät aber auch das Rektorat bei strategischen sowie finanziellen Fragestellungen. Außerdem vergibt die Alanus Stiftung, die von insgesamt drei Vorstandsmitgliedern vertreten wird und sich für die Förderung von Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung sowie Berufsbildung und Erziehung einsetzt, Stipendien an Studierende der Bildungseinrichtung in Alfter. Mit zwei der drei ehrenamtlichen Vorstände hat die Hochschulkommunikation vor Kurzem ein Interview geführt, das hier in Auszügen wiedergegeben ist und aktuelle Herausforderungen für Alanus sowie die Stiftung im Hintergrund aufzeigt. Nana Goebel von den „Freunden der Erziehungskunst“ und Dr. Manon Haccius von Alnatura, die seit Dezember 2021 das Gremium um Dr. Hermann Falk von der GLS Treuhand komplett machen, sprechen darüber hinaus auch über ihre ersten Berührungspunkte mit Alanus sowie ihre Sicht auf Hochschulbildung im Allgemeinen.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit der Alanus Hochschule?
Nana Goebel:
Ich habe die Hochschule, die damals noch eine freie Kunststudienstätte war, 1977 während meines Studiums in Bonn kennengelernt. In dieser Zeit hatte ich viel Kontakt zu Studierenden aus Alfter. Denn ich war bereits für die „Freunde der Erziehungskunst“ tätig und konnte einigen LateinamerikanerInnen, die bei Hans Georg Häusler Bildhauerei studierten, Stipendien verschaffen. Ich erinnere mich noch gut: In den 1970er-Jahren war die Alanus Hochschule der führende Ort für die Entwicklung der Kunstbewegung, die aus der Anthroposophie heraus entstanden ist. Heute ist die Hochschule gewissermaßen „normaler“ geworden und auch ihre AkteurInnen haben nicht mehr dieselbe Pionierstellung, was für eine wachsende Einrichtung aber auch nicht ungewöhnlich ist.

Manon Haccius: Diese „alte“ Alanus Hochschule kenne ich nur aus Erzählungen. Trotzdem war für mich Alfter als Ort immer besonders. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich kurz vor der staatlichen Anerkennung der Hochschule. Da existierte der Campus II noch gar nicht und es gab nur die alten Gebäude rund um den Johannishof. Er war immer schon ein schöner Platz, überschaubar, landschaftlich reizvoll und unkonventionell, weil überall Kunst gemacht wurde, Bilder hingen oder Skulpturen standen. Das empfand ich als eine sehr anregende Atmosphäre und bin deshalb als Alnatura-Mitarbeiterin stets gerne z. B. zu Arbeitskreistreffen und anderen Veranstaltungen zum Campus I gekommen.

Inzwischen gibt es nicht nur einen zweiten Campus, sondern auch zahlreiche neue Studienfächer. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Nana Goebel: Die Alanus Hochschule hat mit der staatlichen Anerkennung das Ziel verfolgt, für viele Bewegungen und unterschiedlichste Menschen interessant zu werden. Das ist eine große Herausforderung und ein schwieriger Balanceakt.

Manon Haccius: Und gleichzeitig ist die Hochschule durch die staatlichen Vorgaben für Bildungseinrichtungen auch irgendwie in einem Korsett gefangen. Es ist unter diesen Umständen alles andere als leicht, die urtümliche Hochschule, die den PionierInnen in Alfter ein Herzensanliegen war, aufrechtzuerhalten. Aber mit einer stärkeren Etablierung und den damit verbundenen neuen finanziellen Möglichkeiten gehen natürlich auch Chancen einher. Diese bestehen nicht zuletzt auf inhaltlicher Ebene: Gerade das Zusammenführen von künstlerischen und wissenschaftlich ausgerichteten Fachbereichen ist eine Bereicherung und hoch attraktiv für die heutigen Studierenden. Auch durch die relative Kleinheit der Hochschule werden viel mehr interdisziplinäre Begegnung und Austausch ermöglicht, als das in großen Institutionen der Fall ist.

Und auf die Zukunft geschaut: Welche weiteren Entwicklungsaufgaben warten auf die Alanus Stiftung, aber auch die Hochschule insgesamt?
Nana Goebel: Die Stiftung ist eine Art Serviceorganisation und sorgt u. a. für die Aufrechterhaltung der Gebäude, ihre Funktionsfähigkeit und ausreichend Flächen.

Manon Haccius: Hier besteht zum Teil noch Nachholbedarf, etwa mit Blick auf eine energetische Sanierung. Die Hochschule möchte ja auch wachsen, daher berührt die Platzfrage die Alanus Stiftung natürlich in spezieller Weise.

Nana Goebel: Die Qualität der Einrichtung geht jedoch vor allem von den Menschen aus, die dort arbeiten oder studieren. Es kommt deshalb für mich ganz entscheidend darauf an, dass alle Beteiligten ein übereinstimmendes inneres Bild haben und die Vision einer Hochschule teilen, die an aktuellen Herausforderungen wirkt und dazu auch inhaltlich Perspektiven liefern kann.

Wie sieht dieses innere Bild an der Alanus Hochschule aus?
Manon Haccius: In Alfter stehen bewusst die Menschen im Mittelpunkt. Menschen, denen man gerne zuhört und die die Hochschule zukunftsfähig gestalten. Ich wünsche Alanus noch mehr solche Leuchttürme, die in die Gesellschaft hineinwirken. In den wirtschaftlichen Studiengängen klappt das bereits sehr gut. Alnatura arbeitet beispielsweise mit Studierenden der Alanus Hochschule zusammen und hat etliche als MitarbeiterInnen übernommen. Darunter sind sehr engagierte junge Menschen, die ihr Umfeld gestalten wollen. Hier gelingt es, sinnvoll wirksam zu werden.

Nana Goebel: Sowie im Übrigen auch an der Uni Witten-Herdecke oder der Zeppelin-Universität. Das sind für mich wichtige Vergleichsuniversitäten, die eine gewisse Einzigartigkeit haben. Doch unsere Gesellschaft, so mein Eindruck, braucht eigentlich noch viel mehr: nämlich eine zukunftsfähigere Denk- und Sichtweise auf Hochschulbildung. Diese sollte ausschließlich vom Interesse des Studierenden ausgehen, nicht von der Notwendigkeit, dieses oder jenes Examen zu machen. Insofern müsste man im Prinzip einen völlig anderen Typus von Hochschule ins Leben rufen, wohlwissend, dass das nicht in die Rahmenbedingungen des Landes Nordrhein-Westfalen oder sonst irgendeines anderen Bundeslandes passt. Eine solche Initiative fände ich großartig – konträr und diskursfähig – für ein viel individualistischeres Studium. Das würde ich mir auch für die Alanus Hochschule wünschen.