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unsere Fenster in die Welt.

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Starke Kinder, sensibilisierte Erwachsene: Schutz vor sexualisierter Gewalt für Mädchen und Jungen mit Beeinträchtigung

Mit Smileys bemalte Kinderhände
Foto: S. Steinhauer

„Um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt und Missbrauch zu schützen, braucht es informierte Erwachsene, die hinschauen“, betont Barbara David. Die Geschäftsführerin der 1989 gegründeten Fachberatungsstelle Violetta engagiert sich seit rund drei Jahrzehnten für ein gewalt- und diskriminierungsfreies Aufwachsen in und um Hannover. Durch ihre langjährige Berufspraxis weiß die Sozialpädagogin, dass vor allem Kinder und Jugendliche mit körperlichen und/oder kognitiven Beeinträchtigungen vermehrt mit sexualisierter Gewalt konfrontiert sind. Diese Erfahrung belegen auch zahlreiche Studien. Entsprechend hoch sei der Bedarf an präventiven Maßnahmen für die speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe.

„Für ihre besondere Vulnerabilität gibt es vielfältige Ursachen“, erklärt Violetta-Mitarbeiterin Kerstin Kremer. „Zum einen sind die betroffenen Mädchen und Jungen im Alltag – ob in der Familie oder im institutionellen Kontext – oftmals auf Hilfestellung und Pflege angewiesen.“ Diese Nähe und Überlegenheit nutzten Täterinnen und Täter ebenso aus wie die häufig eingeschränkte Ausdrucksfähigkeit ihres Gegenübers. Zum anderen, so Kremer, könne das Erleben, dass andere sie versorgen müssten, dazu führen, dass Kinder mit Assistenzbedarf kein gutes Körpergefühl entwickeln und Grenzverletzungen deshalb nicht als solche einordnen könnten. Vor diesem Hintergrund kümmert sich der niedersächsische Verein in einem vorbeugenden Programm gezielt um die Stärkung dieser Kinder und Jugendlichen. Mit Hilfe von Unterrichts- und Arbeitsmaterialien, die altersgerecht auf bereits vorhandenem Wissen und bestehenden Erfahrungen aufbauen, setzen sich die Mädchen und Jungen mit ihrem Körper, den eigenen Grenzen sowie denen anderer und dem Thema Sexualität im Allgemeinen auseinander. Auf diese Weise werden sie in ihrer Selbstwahrnehmung und -wirksamkeit gefördert.

Einen weiteren wesentlichen Baustein des insgesamt auf drei Jahre angelegten Präventionsprojekts stellt die Fortbildung von rund 450 Fachkräften in der Region dar. Hierzu zählen erwachsene Bezugspersonen, die Mädchen und Jungen mit Einschränkungen beispielsweise in Wohngruppen, Tagesbildungsstätten oder auch in Förderschulen und heilpädagogisch arbeitenden Kindertagesstätten begleiten. Vor Ort unterstützt die Fachberatungsstelle Violetta die kooperierenden Einrichtungen bei der Erstellung und Einführung umfassender Schutzkonzepte. Gleichzeitig werden die Mitarbeitenden für einen respektvollen und grenzwahrenden Umgang mit den anvertrauten Kindern und Jugendlichen sensibilisiert. Dadurch gewinnt das Fachpersonal zunehmend an praktischer Handlungskompetenz und lernt Grenzverletzungen sowie seelische und körperliche Gewalt besser einzuschätzen. „Mit der Qualifikation zur selbstständigen Fortführung des Präventionsprogramms lassen sich Kinderschutz-Konzepte fest in den Einrichtungen verankern“, unterstreicht Silvia Eller die Nachhaltigkeit des u. a. von der Software AG – Stiftung (SAGST) ermöglichten Vorhabens. „So“, ergänzt die zuständige SAGST-Projektleiterin, „können auch auf lange Sicht mehr Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung erreicht sowie vor Übergriffen bewahrt werden.“

Welche Rolle eine umfassende Qualifizierung im Hinblick auf sexualisierte Gewalt in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen spielt, zeigt auch das Gespräch mit Jan Schweinsberg. Im SAGST-Interview spricht der Diplom-Psychologe bei der Landesfachstelle Blaufeuer über seine Arbeit mit minderjährigen TäterInnen und erläutert, weshalb frühzeitiges Agieren und Sensibilität so wichtig sind.