EU-Gericht stoppt automatische Glyphosat-Verlängerung
Pestizide sollen in der Landwirtschaft unerwünschte Beikräuter und Schädlinge fernhalten – doch die dafür genutzten Ackergifte belasten weltweit die Umwelt. Bislang konnte die EU-Kommission die Genehmigung umstrittener Wirkstoffe immer wieder vorläufig verlängern, wenn sich die vorgeschriebene Risikoprüfung verzögerte. So blieben zahlreiche Mittel im Einsatz, obwohl ihre letzte vollständige Bewertung teils Jahrzehnte zurückliegt.
Verbindliche Einzelfallprüfung
Gegen diese Praxis hat die Aurelia Stiftung, über viele Jahre Projektpartnerin der Software AG – Stiftung (SAGST), gemeinsam mit den Organisationen Pollinis France und PAN Europe geklagt. Konkret ging es um die Wirkstoffe Glyphosat, Boscalid und Dimoxystrobin, die in vielen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden. Am 19. November 2025 gab das Gericht der Europäischen Union den Klagen statt und erklärte die routinemäßigen Verlängerungen für rechtswidrig. Die RichterInnen betonen, dass eine zeitliche Ausweitung nur vorübergehend und in begründeten Ausnahmen zulässig ist. Künftig muss die EU-Kommission im Einzelfall prüfen, wie lange sie für die Risikobewertung tatsächlich benötigt hat und ob Hersteller selbst zur Verzögerung beigetragen haben – etwa durch verspätete oder mangelhafte Daten. Ohne diese Prüfung darf eine Genehmigung nach Ablauf der regulären Zulassungsfrist nicht mehr einfach weiterlaufen.
Gesundheitsschutz geht vor
Für den Schutz von Bienen, anderen Bestäubern und der Biodiversität ist das Urteil ein wichtiges Signal. Viele der betroffenen Wirkstoffe stehen im Verdacht, Ökosysteme zu belasten und zum Insektensterben beizutragen. Werden sie ohne aktuelle Risikoprüfung verlängert, widerspricht das dem in der EU verankerten Vorsorgeprinzip. Dieses soll sicherstellen, dass Umwelt- und Gesundheitsrisiken frühzeitig begrenzt werden. „Das EU-Gericht beendet die verheerende Praxis der EU-Kommission, die hunderte Pestizidwirkstoffe allein durch Ausnahmegenehmigungen am Markt und damit auf dem Acker hält“, sagt Thomas Radetzki, Vorstandsvorsitzender der Aurelia Stiftung. „Wir freuen uns, dass es damit ausdrücklich dem Vorrang des Umwelt- und Gesundheitsschutzes vor wirtschaftlichen Interessen Rechnung trägt.“