„Außenminister“ Walter Hiller verabschiedet sich in den Ruhestand – SAGST bedankt sich für 15 Jahre unermüdliches Engagement

Porträt von Walter Hiller
Foto: C. Fischer

Über ein Jahrzehnt hat er als Direktor für Kommunikation und internationale Beziehungen die Außendarstellung der Software AG – Stiftung (SAGST) verantwortet. In dieser Zeit prägte Walter Hiller mit seinem unermüdlichem Engagement, viel Herz und großer Expertise nicht nur die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung, sondern war als leidenschaftlicher Netzwerker auch in vielen Gremien vertreten. Der studierte Pädagoge und ehemalige Bundesgeschäftsführer der Freien Waldorfschulen verstand sich vor allem in Fragen der Bildungspolitik als „externer Irritator“ und war als Moderator bzw. Brückenbauer zwischen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft intensiv an bildungspolitischen Prozessen in der Region Darmstadt-Dieburg sowie darüber hinaus beteiligt.

Zum Jahreswechsel hat sich Walter Hiller nun nach langjähriger Tätigkeit, die er 2002 als Kuratoriumsmitglied begann, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Im Interview blickt der „Außenminister“ auf ein spannendes Berufsleben und eine „sehr erfüllende Zeit in der SAGST“ zurück.

Die Stiftung dankt ihm herzlich für seine großartige Initiative und 15 Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit!

Wie sind Sie 2002 zur Stiftung gekommen?
Meine berufliche Vorgeschichte als Waldorflehrer und Verbandsgeschäftsführer für die Waldorfschulen in Deutschland sowie persönliche Kontakte aus dieser Zeit haben nach der Jahrtausendwende zu meiner Berufung in das Stiftungskuratorium geführt. Einer der Förderschwerpunkte in der SAGST, das Schulwesen in freier Trägerschaft, versprach sich von meinen auch internationalen Erfahrungen als Präsident des europäischen Waldorfnetzwerks eine sinnvolle Ergänzung der vorhandenen Expertise. Für meinen Wechsel vom Kuratoriumsmitglied zum Stiftungsmitarbeiter im Jahr 2005 spielte sicher auch meine Berufspraxis in der Öffentlichkeitsarbeit eine Rolle. Denn damals sollte dieser Bereich in der Stiftung erstmals größere Aufmerksamkeit erfahren.

Sie waren insgesamt 15 Jahre für die SAGST tätig. Was hat sich während dieser Zeit in der Stiftung verändert?
Wenn ich zu der Entwicklung der SAGST befragt werde, die ich über ein Jahrzehnt begleiten durfte, wird mir eins besonders deutlich: nämlich in welcher sehr erfreulich entwickelten Kollegialität die Arbeit in der Stiftung bewältigt wurde. Im ständigen Austausch mit Antragstellern, ihren speziellen Anliegen, ihrem Ringen um die Realisierung fruchtbarer, auch neuer Ansätze war und ist die Stiftung stets in einen wechselseitigen Lernprozess einbezogen. Für die Mitarbeiterschaft in der Projektbearbeitung besteht die Herausforderung dabei, in den vielfältigen Projekten sowie im Kontakt mit den Akteuren dasjenige herauszulesen, was Peter Schnell als Stifter den „heilsamen Impuls“ genannt und als Leitmotiv vorgegeben hat.

Woran erinnern Sie sich besonders gern?
Das ist eine wirklich schwere Frage, weil ich insgesamt auf eine sehr erfüllende Zeit in der SAGST zurückschauen kann. Besondere Momente gab es für mich vor allem im menschlich-kollegialen Zusammenhang. Zum Beispiel, wenn wir in durchaus engagiert und kontrovers geführten Diskussionen doch gemeinsam zu einer Urteilsbildung gekommen sind und damit fruchtbare Ergebnisse erzielen konnten.   Diese Diskussions- und Findungsprozesse haben mit der besonderen Kultur der Stiftung zu tun: Denn auch wenn die SAGST selbstverständlich eine Verfassung sowie einen Vorstand hat, der entscheidet und führt, so kann der Beziehung mit dem vielfältigen „Leben“, das uns in Form von Anträgen und Anfragen begegnet, am ehesten im Gespräch der beteiligten Menschen entsprochen werden. Eine besondere Genugtuung habe ich immer dann empfunden, wenn als Ergebnis solcher Gespräche mit den Antragstellern, den Kollegen oder dem Vorstand eine Projektrealisierung dem hohen Anspruch und den „irdischen Bedingungen“ entsprochen hat. Ein sehr schöner unvergessener Moment war auch die geglückte 20-Jahr-Feier der SAGST – begleitet von der Aktion „Anstiften“.

Was haben Sie als größte Herausforderung erlebt?
Der ständige Prozess, hohe Ansprüche und Erwartungen mit Möglichkeiten und Notwendigkeiten zu harmonisieren, ist in unserem „Stiftungsgeschäft eine fortwährende Herausforderung. Für meinen Arbeitsbereich kam noch die Frage hinzu, in welcher angemessenen Art und Weise wir auf das Wirken der SAGST aufmerksam machen wollen. Dabei wollten und wollen wir nicht nur den allgemeinen Erfordernissen der Transparenz entsprechen, sondern auch nachahmenswertes Vorgehen oder zunächst ungewohnte Sichtweisen so kommunizieren, dass damit nicht belehrt wird, sondern Fragen und im besten Falle Verständnis geweckt werden.

Was werden Sie an der Stiftung am meisten vermissen?
Diese Frage erwischt mich in dem Augenblick, in dem ich in den Ruhestand eintrete und aus dem beruflichen Leben ausscheide. Für mich endet eine lange Zeit, in der ich das Glück hatte, Herausforderungen stets als Anforderungen an mich selbst zu erleben. Darauf schaue ich sehr dankbar zurück und bin neugierig, welche Veränderungen oder neuen Aufgaben sich ergeben.

Welchen Rat möchten Sie nachfolgenden Generationen in der SAGST mit auf den Weg geben?
Für die besondere Aufgabe einer Förderstiftung, wie es die SAGST ist, bedeutet Offenheit für das, was aus der Zukunft auf uns zukommt, eine entscheidende Qualität. Für die Erweiterung des allgemeinen Verständnisses von Lebensprozessen im Sozialen und in der Natur lohnt sich alle Mühe.