Zum Wesentlichen vordringen: der Ichsinn
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, so lautet ein berühmter Ausspruch des Religionsphilosophen Martin Buber. Wirkliche Begegnung ist, so könnte man vielleicht ergänzen, sich dem Wesen des anderen zu öffnen. Doch wie erfassen wir diesen Kern?
Wir sehen Gestalt und Haltung eines Menschen, wir hören den Klang seiner Stimme, verstehen die Bedeutung seiner Worte. Unsere Augen treffen sich, wir entwickeln ein spontanes Gefühl von Sympathie oder auch Antipathie. Dennoch umfasst unser Eindruck viel mehr als die Summe dieser Informationen, die uns die einzelnen Sinne liefern.
Rudolf Steiner beschreibt den Ichsinn als ein ständiges, zartes Wechselspiel aus Zuwendung und innerem Auf-Abstand-Gehen, aus Berühren und Loslassen. Ähnlich wie wir den Tastsinn mit dem ganzen Leib erfahren und wie er die Ausgangsbasis für verschiedenste andere Sinneseindrücke ist, sei auch das Wahrnehmungsvermögen für das andere Ich über den ganzen Menschen ausgebreitet – eine wichtige Voraussetzung, um uns dem komplexen Wesen unseres Gegenübers anzunähern.
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