Austausch auf Augenhöhe: InCogito Peer-Beratung
Die Online-Peer-Beratung von InCogito in Dresden unterstützt Jugendliche mit Essstörungen. In verschiedenen digitalen Formaten können sie sich mit Gleichaltrigen über ihre Probleme und Sorgen austauschen, erhalten wertvolle Ratschläge sowie Hinweise auf professionelle Hilfen.
Das Präventions- und Selbsthilfeprojekt InCogito wendet sich an Heranwachsende mit Essstörungen und psychosozialen Problemen. Herzstück der Initiative des gemeinnützigen Vereins „jungagiert“ in Dresden ist ein Online-Blog, auf dem ein Redaktionsteam über Themen wie Identität, Pubertät und Erwachsenwerden schreibt. Wer Rat und Unterstützung sucht, kann einfach per E-Mail oder WhatsApp Kontakt aufnehmen. Die ehrenamtlichen Peer-Beratenden sind vorwiegend Psychologie-Studierende oder junge Menschen mit eigener Krankheitsgeschichte, die entsprechend fachlich geschult werden. Sie bearbeiten die eingehenden Nachrichten und vermitteln die Betroffenen zu vorwiegend online-basierten Informations- oder Selbsthilfeangeboten sowie an professionelle Beratungsstellen.
Essstörungen sind komplexe psychische Erkrankungen. Sie betreffen nicht nur das Ernährungsverhalten, sondern sind auch eng mit Selbstbild und Selbstwertgefühl verbunden. Neben genetischen und psychologischen Faktoren spielen soziale Einflüsse eine wesentliche Rolle: Gesellschaftliche Normen und entsprechender Druck können das Risiko für Essstörungen erhöhen – insbesondere im Zeitalter von Social Media und omnipräsenter Idealbilder, die diese transportieren. Für die online-affinen NutzerInnen von InCogito schaffen die digitalen Selbsthilfegruppen einen geschützten Raum, in dem sie sich mit Peers oder ExpertInnen austauschen sowie gegenseitig stärken können.
Seit April 2023 unterstützt eine zweijährige Förderung der Software AG – Stiftung (SAGST) die Weiterentwicklung des Online-Angebots zu einem eigenständigen Projektbaustein, um den erhöhten und weiter steigenden Beratungsbedarf decken zu können. Inzwischen betreut eine hauptamtlich tätige Psychologin die ehrenamtlichen Mitarbeitenden und koordiniert die Netzwerkarbeit. „InCogito bietet eine wichtige digitale Ergänzung, wenn Hilfen vor Ort fehlen“, ist Jana Weische, die die Initiative für die SAGST begleitet, überzeugt. „Gerade in krisenhaften Zeiten wie heute ist es entscheidend, solche Möglichkeiten zu etablieren, den Betroffenen zu helfen und Brücken zu therapeutischen Anlaufstellen zu bauen.“